Volltext: Peter Kaiser

rung zu rufen, dass seit Johann Joachim Winckelmann, der in der zweiten 
Hälfte des 18. Jahrhunderts die neue Begegnung mit der Antike einleitete, 
und seit der Frühromantik — verbunden mit Namen wie Wilhelm Hein- 
rich Wackenroder und Ludwig Tieck, welche gegen Winckelmanns antike 
Kunstauffassung nationales Gedankengut und romantische Rückbesin- 
nung auf die deutsche und italienische Malerei förderten — Italien und 
Rom neu entdeckt wurden. In Wien hatte sich in diesem Zusammenhang 
1809 der «Lukasbund» einiger Akademieschüler gebildet, welche unter 
Führung von Johann Friedrich Overbeck nach Rom zogen und dort, 
altertümlich, sektiererisch, deutschtümelnd und mit langen Haaren auf- 
tretend, leicht spöttisch «Nazareni» genannt wurden. Die Bereisung Ita- 
liens war für zahlreiche Künstler, Schriftsteller, Gelehrte und Kunstbeflis- 
sene in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beinahe zur Verpflichtung 
geworden.“ Die ersten Italien- und Romreisenden, also Zeitgenossen 
Goethes und Wilhelm von Humboldts, hatten noch die Begegnung mit 
der Antike gesucht. Die Romantiker des frühen 19. Jahrhunderts jedoch 
hielten kritischen Abstand von der Antike und der Antikenschwärmerei; 
ihre Reise- und Bildungsziele waren die Welt und die Kunst des Mittel- 
alters und der Renaissance.® Es wäre in diesem Zusammenhang auch 
nicht weiter erstaunlich, wenn Peter Kaiser, der immerhin die klassischen 
Sprachen und das Italienische lesen und sprechen konnte, der selber dich- 
terische Versuche machte und sich — ganz der Zeit und dem Zeitgefühl 
entsprechend — für die Antike, für die Humanisten und Träger des Geistes 
der Renaissance, Francesco Petrarca, Torquato Tasso und Ludovico Ario- 
sto begeisterte,** eine solche Bildungsreise gemacht hätte, 
Was weiter aus Kaisers Wiener Zeit bekannt ist, betrifft eine Liebesaffäre 
des Studenten. Peter Kaiser, von Ernst Münch später als «ein Mensch von 
Romantik 
ınd Liebe 
(1928), S. 62 ff. (NEUSS). — Rudolf ZEITLER: 
Von der Kunst in Rom 1770—1830. IN: Neue 
Zürcher Zeitung Nr. 135 vom 13./14, Juni 1992. 
— Norbert SUHR: Philipp Veit (1793—1877). 
Leben und Werk eines Nazareners. Weinheim 
1991. 
63. Egon Johannes GREIPL: Deutsche Bil- 
dungsreisen nach Rom im 19. Jahrhundert. IN: 
Römische Quartalschrift 86, Heft 1—2 (1991), 
S. 145—159, 151 f. 
64. MÜNCH: Erinnerungen, 5. 253 ff. — 
ALLGÄUER: Kaiser, 5. 53 ff.
	        

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