bracht und galt später als bedeutender «Verbreiter des Fellenbergschen
Gedankengutes» in Graubünden.” Als Vertreter der Pädagogik Pestaloz-
zis suchte er in erster Linie die Eigeninitiative und geistige Aktivität des
Schülers zu wecken. Erziehung sollte auf Gott hin bezogen sein, gerichtet
auf Menschenbildung und Menschenwürde. Sein erster Kampf galt der
Unwissenheit, die, wie Kaiser im November 1848 an seine Landsleute
schrieb, keine wahre Freiheit aufkommen lasse, Gleichgültigkeit und Hass
erzeuge und der Ursprung von Eigennutz und Selbstsucht sei.”* Kaisers
Bedeutung für das Bündner Erziehungswesen und auch die Geschichts-
schreibung des Kantons wurde schliesslich mit der Schenkung des
Gemeinde- und Kantonsbürgerrechtes von Graubünden, die eine Gruppe
«vaterländisch gesinnter und um die Jugenderziehung interessierter Män-
ner» veranlasst hatte, honoriert. Er galt in seinem neuen Heimatkanton als
«Erzieher der Bündner Jugend» und als «Historiograph der rätischen
Lande», in seinem Herkunftsland Liechtenstein als der vom Volk gewählte
Politiker, in erster Linie aber als Verfasser der «Kaiser-Chronik», der
Geschichte des Landes und seines Volkes.
Die Bedeutung Peter Kaisers für das Fürstentum Liechtenstein steht aus-
ser Frage.”* Seine Teilnahme an der Deputation nach Wien 1840, sein Ein-
satz als Lenker der Volksunruhen von 1848, die Verfassungsentwürfe, das
Mandat als Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung und
die Wahl zum Landrat 1849 belegen seinen Einfluss, seine Bedeutung und
Popularität zur Genüge. Mit dem Verzicht auf weitere politische Mandate
in Liechtenstein (1849) und mit dem Rückzug auf seine pädagogische und
öffentliche Tätigkeit in Graubünden verschwand vorerst die Erinnerung
im Fürstentum. Schon sein Tod 1864 hat kaum mehr Wellen geworfen.
Die Renaissance Peter Kaisers setzte im beginnenden 20. Jahrhundert ein,
Als eine der herausragenden Per-
sönlichkeiten der liechtensteini-
schen Geschichte wurde Peter Kai-
zer 1964 zum Gedenken an seinen
100. Todestag auf einer Briefmarke
verewigt. Schöpfer des Wertzei-
chens war der Schweizer Künstler
Karl Bickel (1886—1982).
\
Würdigung
201
a
4%