In Liechtenstein war Peter Kaiser schon halb vergessen, als er 1864 in Chur
starb. Er habe, schrieb die Vaduzer Regierung 1856 anlässlich seines Aus-
trittes aus dem liechtensteinischen Untertanenverband, seine Heimat sel-
ten besucht, er besitze dort weder eine Ansässigkeit noch sonstigen
Grund und Boden. In Graubünden hinterliess Kaiser, der Junggeselle
geblieben war, keine Familienangehörigen, welche die persönliche Erin-
nerung an ihn hätten weitertragen können. Kein Nachlass gibt über seine
privaten Verhältnisse Auskunft. Diese sind nur schemenhaft zu erfassen,
die Kenntnisse bleiben fragmentarisch, seine Lebensumstände im Dun-
keln. Verlassen wir uns auf die Zeugnisse von Bekannten und Freunden,
so begegnet er uns als gewinnende Persönlichkeit ohne Extreme,
Er wird als ein umgänglicher, geselliger und gebildeter Mensch ohne Dün-
kel und Herablassung charakterisiert, dessen Freigebigkeit und Herzens-
güte vielen zugute gekommen ist. Karl Schädler, Kaisers Nachfolger als
liechtensteinischer Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversamm-
lung, bezeichnete ihn als liberalen Geist, als Menschenfreund, als ver-
söhnlich und sittenrein. Ein Freiburger Kommilitone und Jugendfreund,
der spätere Historiker und Stuttgarter Bibliothekar Ernst Münch,
beschrieb den jungen Kaiser als gemütvoll, als schwärmerisch, er habe
einen geordneten Verstand und sei dem Humor nicht unzugänglich. Kai-
sers Altersfreund Rudolf Rauchenstein wiederum schätzte sein schlichtes
Wesen, den reichen Geist und das milde und gerechte Urteil. Der zeitge-
nössische Bündner Geschichtsforscher Friedrich Pieth entdeckte Kaisers
zunehmend gewinnende Persönlichkeit, der graubündnerische Histori-
ker und Schweizer Nationalrat Martin Bundi charakterisiert ihn als einen
Mann des Ausgleichs und der Mitte, die Pädagogin Ursula Germann-Mül-
ler bezeichnet ihn als eine dialogische Erzieherpersönlichkeit.”°!
Würdigung
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501. Einige wenige Zeugnisse über Peter
Kaiser finden sich verstreut in der Literatur, in
Briefen und den wenigen Nachrufen. Einige
davon verzeichnet BRUNHART: P. Kaiser, Eine
biographische Skizze, S. 24 f., weitere finden
sich in den Arbeiten von ALLGÄUER, KIND,
RITTER.