der 1858 über die Churer Kirchweih sprach. In schriftlicher Form legte Kai-
ser erstmals 1838 eine Arbeit zur Geschichte Rätiens vor, als er dem Pro-
gramm der Disentiser Kantonsschule einen Aufsatz «Über den Stamm
und die Herkunft der alten Rhätier» beifügte. Er ging dabei der Frage nach
der Herkunft der Ureinwohner nach, zu welchem Stamme sie gehörten
und welche Sprache sie redeten. Seine Thesen, von Martin Bundi begut-
achtet,* stellen seinen kritischen Geist unter Beweis. Sie sind teilweise
modern und entsprechen in bestimmten Belangen immer noch dem heu-
tigen Forschungsstand.
1840 folgte gleichen Orts eine kurze Untersuchung «Über die rechtlichen
Verhältnisse der Rhätier unter der Herrschaft der Ostgoten und Franken».
Dabei handelt es sich um einen Aufsatz über das frühmittelalterliche
Churrátien, in dem er zu wichtigen neuen Erkenntnissen gelangte,'* ins-
besondere was den rómischen Einfluss und die Fortdauer der rómischen
Einrichtungen betrifft, Fragen also, die ihn als Kenner der rómischen
Geschichte interessieren mussten.
Wie sehr ihn als Philologen auch die rätoromanische Sprache faszinierte,
zeigt seine Forderung, eine «Gesellschaft zur Erforschung der romani-
schen Sprache» zu errichten.* Seine eigenen Sprachforschungen aller-
dings leiden, wie Martin Bundi feststellte,**® an der mangelnden Unter-
scheidung zwischen dem Rätischen, der Ursprache der Räter, und dem
Rätoromanischen, der Sprache des Mischvolkes aus romanisierten Rätern
und zugewanderten Rômern. Dazu fehlten ihm allerdings die Kenntnis
der keltischen Sprache sowie die notwendigen Hilfsmittel.
Die beiden Aufsätze gehôren schon in die Vorbereitungsphase seiner 1847
herausgegebenen «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein», an wel-
cher er während etwa eines Jahrzehnts arbeitete. Ihm war klar, dass das
466. BUNDI: Kaiser, S. 140. — Vgl. MÜLLER:
Geistesgeschichtliche Studie, S. 76 f.
467. BUNDI: Kaiser, S. 142. — Vgl. MÜLLER:
Geistesgeschichtliche Studie, S. 78.
468. MÜLLER: Geistesgeschichtliche Stu-
die, S. 77.
469. BUNDI: Kaiser, S. 141. — MÜLLER: Gei-
stesgeschichtliche Studie, S. 76 ff.
Historische
Forschungen
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