Einbürgerung
n Graubünden
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betrachtete er noch im Mai 1849 gegenüber seinem Aarauer Freund
Rudolf Rauchenstein die Aussichten Deutschlands und Europas trotz
zeitweiliger Sonnenblicke als trübe.*” Er plädierte für die geduldige poli-
tische Arbeit und das Erkennen dessen, was dem Einzelnen und der
Gemeinschaft dienlich ist. Man müsse sich an das halten, «was dem Leben
des Staates wie des Individuums nur allein unsern Werth verleiht und wie
die Juden, das Heil nicht erzwingen wollen, sondern es geduldig erstre-
ben und erwarten». Ein Jahr später, im März 1850, zeigte er sich von den
politischen Entwicklungen immer noch wenig begeistert. Es sei deshalb —
auch im Hinblick auf Zukünftiges — wichtig, seine Vergangenheit zu ken-
nen. Weil die Gegenwart «wenig Erhebendes» biete, sei derjenige glück-
lich zu schätzen, «der wenigstens auf seine Vergangenheit mit Freude
zurückblicken kann: er hat in der Erinnerung einen Schatz, der ihm die
Zukunft leichter macht». Der Wert des Lebens beweise sich darin, dass es
«weiser und besser» mache. Leben und Tod, die «zwei grossen Geheim-
nisse oder Offenbarungen von Geheimnissen», bildeten den Menschen
und seine Geschichte.“® Die Vergangenheit sei ein Spiegel.
Welche anerkannten Verdienste sich Peter Kaiser um den Kanton Grau-
bünden erworben hat, beweist seine Einbürgerung im Jahre 1856. In die-
sem Jahr hatten «vaterländisch gesinnte und um die Jugenderziehung
interessierte Männer» angeregt, Peter Kaiser das Ehrenbürgerrecht der
Lugnezer Gemeinde Vigens zu schenken. Die Gemeinde kam dieser
Anregung am 30. Dezember 1855 «in Anerkennung und als schwache
Bethonung seiner ausgezeichneten Verdienste» um den Kanton Graubün-
den nach. Das Gemeindebürgerrecht bedingte jedoch, wie umgekehrt
auch, den Besitz des Kantonsbürgerrechtes, dessen Verleihung in die
Kompetenz des Grossen Rates des Kantons fiel. Im Namen der Gemeinde
427. Staatsarchiv Aarau, Nachlass Rudolf
Rauchenstein, Mappe I/K: Kaiser an Rauchen-
stein, St. Luzi, 4. Mai 1849.
428. Staatsarchiv Aarau, Nachlass Rudolf
Rauchenstein, Mappe I/K: Kaiser an Rauchen-
stein, St. Luzi, 11. März 1850.
429. Staatsarchiv Graubünden IV 25 g 4: Ein-
bürgerung Peter Kaisers in Vigens 1856; ein-
schlägige Akten wie auch eine Abschrift des
Gesuchs im LLA Materialien Peter Kaiser
(Sammlung Allgäuer) — Rudolf JENNY: Staats-
archiv Graubünden. Einbürgerungen 1801—
1960 nach Personen, Gemeinden und Jahren.
IL Teil: Regesten/Verzeichnisse. Chur 1965,
S. 219.
430, Kaiser sei nach der Tätigkeit in Yverdon
nach Genf gegangen, «wo er wieder den Wis-
senschaften lebte». Er habe sich mehrere Jahre
«in dieser durch Kunst, Wissenschaft und
Patriotismus bekannten Schweizerstadt» auf-
gehalten. Danach sei er in Aarau als Lehrer tätig
gewesen.
431. Staatsarchiv Graubünden IV 25 g 4: Ein-
bürgerung Peter Kaisers in Vigens 1856; Staats-
kanzlei an Peter Kaiser, Chur 4. Juli 1856
{Abschrift LLA Materialien Peter Kaiser);
Staatskanzlei an die Gemeinde Vigens, Chur
26. Juli 1856.