ten wie «Es lebe Freiheit und Recht» oder «Eintracht und Ordnung» wie-
sen auf die Hoffnungen der Teilnehmer hin. In einer Rede spielte Kaiser
auf die alten Volksrechte und ihre Unterdrückung durch die Landesherr-
schaft an, mahnte zur «Achtung vor dem Gesetz» und versprach, die Inter-
essen des liechtensteinischen Volkes in Frankfurt nach Möglichkeit zu för-
dern. Sein Stellvertreter Karl Schädler forderte den neuen Abgeordneten
auf, aus Frankfurt eine neue, jedoch nicht «bloss papierene» Verfassung
mitzubringen.“
Am folgenden Tag reiste er nach Frankfurt ab, wo am 18. Mai die feierliche
Eröffnung des Parlamentes erfolgte. Landesverweser Johann Michael
Menzinger empfahl den Abgeordneten dem liechtensteinischen Bundes-
gesandten Johann Adolf Freiherr von Holzhausen als «den Mann des Ver-
trauens, dem die Segenswünsche aller treuen Liechtensteiner» folgten.“
Peter Kaiser, vom Historiker Volker Press als «grossdeutscher Patriot»
bezeichnet,“® blieb rund vier Monate in Frankfurt, um an der Schöpfung
eines freien deutschen Nationalstaates und seiner Reichsverfassung mit-
zuarbeiten. Die liechtensteinischen Erwartungen zielten in Richtung wirt-
schaftlicher Vorteile, Sicherung demokratischer Rechte, angemessener
Reichslasten, aber grösstmöglicher Selbständigkeit. Die Liechtensteiner
wollten, wie die Landesausschüsse am 24. März 1848 an den Fürsten
geschrieben hatten, «unbeschadet der Einheit Deutschlands ein freies
selbständiges Ganzes bleiben, dass man uns aber in Betracht der Kleinheit
und unserer materiellen Mittel keine Opfer zumuthe, die über unsere
Kräfte gingen».“!* Als Vertreter des Staates Liechtenstein, der zwischen der
nicht zum Bund gehörigen republikanischen Schweiz und dem monarchi-
schen Österreich eingekeilt war, gehörte Peter Kaiser keiner Partei an. Er
gab auch keine Voten ab.“ Er wird jedoch dem «linken Zentrum der libe-
Frankfurt
tigkeit bei Pestalozzi, befindet sich eine Notiz
folgenden Wortlauts: «Peter Kaiser ist der ein-
zige Mensch, von welchem ich Grund habe zu
glauben, dass er wirklich und in vollem Ernst
aus Vaduz ist. An die Existenz von Vaduz habe
ich bislang nur ihm zu liebe geglaubt. Er war
Lehrer im Schloss in Iferten während ich zu
Besuch da war». Er habe ihn 1848 in Frankfurt
unerwartet wieder getroffen. «Er schied aber
vald aus und ging meine ich nach Chur zurück
wo er Professor war!», — Staats- und Universi-
tätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky;
Nachlass Christian Fr. Wurm 23.745: Schreiben
an Pestalozzi, Stuttgart, 20. November 1824. —
Viele der Frankfurter Parlamentarier waren
ehemalige Burschenschafter.