und schriftlich dargestellt wissen wollten», und sie setzten ihr Vertrauen in
seine Person. Kaiser ersuchte für den Fall, dass Fürst Alois II. tatsächlich
nach Liechtenstein kommen sollte, um acht bis zehn Tage Urlaub. Er
wünschte auch, die Angelegenheit noch geheim zu halten.?? Die ganze
Sache zerschlug sich jedoch. Fürst Alois II. holte den Besuch erst 1842 nach
— es war der erste Fürstenbesuch im Land Liechtenstein überhaupt.
Weil der Landesherr im Frühjahr 1840 nicht nach Liechtenstein gekom-
men war, mussten die Begehren der Bevölkerung direkt in Wien vorge-
bracht werden. Im Oktober gelangten der Balzner Postmeister und Wirt
Josef Ferdinand Wolfinger sowie der Löwenwirt und Advokat Josef Anton
Rheinberger aus Vaduz schriftlich an Alois de Latour mit der Bitte, ihrem
Landsmann Peter Kaiser «wenige Wochen» Urlaub zu geben??? Liechten-
stein wollte damals eine schon seit 1838 geplante «Deputation an seinen
Landesfürsten nach Wien abschicken, um Hóchstdemselben verschie-
dene Landesanliegen zur unmittelbaren Kenntnis zu bringen». Das Land
wáhlte als Gesandte «einstimmig» die beiden Briefschreiber sowie Peter
Kaiser. Der Rektor wollte das «ihm zugemuthete Opfer dem Lande brin-
gen», wenn der Schulrat dazu die Erlaubnis gebe. Wolfinger und
Rheinberger wiesen auf die zwischen «Bünden und Liechtenstein stets
obgewaltenen nachbarlichen Verhältnisse hin» und ebenso auf die Bedeu-
tung der Reise. Alois de Latour brachte die Sache am 5. November vor den
Schulrat, der das Gesuch bewilligte. Kaisers Abwesenheit habe zwar
«nachtheilige Folgen für die Schule», aber «aus freundschaftlichen Rück-
sichten gegen das Land Liechtenstein» sei ein Urlaub für nicht länger als
drei Wochen zugebilligt worden. Kaiser möchte zudem erst abreisen,
wenn wenigstens einer der damals berufenen neuen Professoren einge-
troffen sei. Der Schulrat verkniff sich die Bemerkung nicht, dass der
Alois II. (1796—1858) war seit 1836
regierender Fürst von Liechten-
stein. Er besuchte 1842 und 1847 als
erster Fürst überhaupt sein Staats-
gebiet am Rhein. In seine Regie-
rungszeit fallen die Unruhen von
1848. Alois IL. hielt Reformen für
notwendig und machte auch einige
Zugestandnisse. 1849 erliess er die
«Ubergangsbestimmungen fiir das
konstitutionelle Fürstenthum Liech-
tenstein», die er jedoch schon 1852
ausser Kratt setzte. Im gleichen Jahr
schlossen Österreich und Liechten-
stein einen Zollvertrag.
Deputation
nach Wien
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