Peter Kaiser gehört zu den herausragenden Gestalten der Geschichte des
Fürstentums Liechtenstein. Er ist, vielleicht zusammen mit dem Kompo-
nisten Josef Gabriel Rheinberger, die berühmteste Persönlichkeit geblie-
ben, die das kleine Fürstentum hervorgebracht hat. Geboren zu Beginn
der Kriege gegen das revolutionäre Frankreich, erlebte Peter Kaiser die
Restauration, die Julirevolution 1830, welche «eine so bedenckliche Auf-
regung und endlich den gewaltsamen Umsturz der alten Ordnung» (Kai-
ser) brachte, weiter den Aufbruch des Liberalismus, die Regeneration und
die Entstehung des schweizerischen Bundesstaates. Kaiser galt den staatli-
chen Behörden Liechtensteins als «Vorwisser und Urheber» der revolutio-
nären Bestrebungen im Fürstentum 1848, er sah den Sturz des Systems
Klemens Metternichs und erlebte die Frankfurter Nationalversammlung
und das beginnende Zeitalter der bürgerlichen Nationalstaaten, die heute
wieder Gegenstand politischer Diskussionen geworden sind.
Oft befand sich Peter Kaiser an Dreh- und Angelpunkten der damaligen
Ereignisse, an Orten, von denen starke Impulse zur Veränderung ausgin-
gen, etwa in Aarau 1827—1835, oder wo verschiedene Strömungen zusam-
mengefasst und in eine für alle geltende Neuordnung gegossen werden
sollten, etwa in der Frankfurter Paulskirche 1848. Weniger bekannt, in
ihrer Wirkung jedoch unmittelbarer und zum Teil tiefer, waren seine
Tätigkeiten im beruflichen Alltag.
Seinen Ruf begründete Kaiser als Historiograph Liechtensteins und
Rätiens, als politischer Führer während des Jahres 1848 in Liechtenstein,
und als berufener Pädagoge. Erzieher war er nicht nur von Berufs wegen,
sondern auch durch sein Interesse, den jungen, unfertigen Menschen zu
Selbstverantwortlichkeit und Selbstbestimmung heranzubilden. Den
Ruhm als Historiograph trägt seine 1847 erschienene «Geschichte des
Vorwort