Volltext: Peter Kaiser

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Der Pädagoge 
und späterer Kollege als Lehrer für Latein und Griechisch in Chur. Im 
Nachruf wird auch belegt, in welcher Weise und in welchem Ausmass Kai- 
ser soziale Verpflichtungen auf sich nahm. In einem zweiten Nachruf®! 
wird ihm ein «mild versöhnliches Wesen», «echte, gewinnende und ver- 
söhnende Herzensgüte» sowie «Reinheit des Charakters und Lebenswan- 
dels» attestiert. Testamentsvollstrecker war Landrat Johann Georg Marxer 
aus Vaduz.*% 
Betrachten wir im ganzen die pädagogischen Grundsätze Peter Kaisers, so 
zeigt er sich als Vertreter der Erziehungslehre Pestalozzis?® und ebenso 
als beeinflusst von den Prinzipien des Landshuter Professors und späteren 
Regensburger Bischofs Johann Michael Sailer.** Dieser hatte die christ- 
katholische Erziehungslehre im beginnenden 19. Jahrhundert auf völlig 
neue Grundlagen gestellt und das Ideal der freien, religiösen Persönlich- 
keit skizziert. Er versuchte den Glauben zu verinnerlichen, die deutsche 
Kultur und den Katholizismus einander anzunähern und — wie Thomas 
Nipperdey sagt — die Bildung Goethes und den Geist Pestalozzis in den 
Katholizismus einzubringen. Kaiser kannte dessen Werke und insbeson- 
dere sein 1807 erschienenes Buch «Über Erziehung für Erzieher». Wie 
sehr er auch den Ideen Pestalozzis verpflichtet war, zeigen die vielfältigen 
Bestrebungen des Gymnasiallehrers Kaiser zur Förderung des Volks- 
schulwesens. Die Pädagogik erschien als der «Schlussstein der Philoso- 
phie».36% 
Im Rechenschaftsbericht der katholischen Kantonsschule von 1839 äus- 
serte Kaiser in einem Aufsatz «Einige Worte über Erziehung und Unter- 
richt»,*°” die über seine pädagogischen Ansichten und Ziele Auskunft 
geben. Grundlage ist die Erkenntnis, dass es nicht genügt, den Menschen 
zu disziplinieren, kultivieren, zivilisieren und moralisieren, er muss auch 
361. Bündner Volkskalender für das Jahr 
1865, Nekrologe. 
362. Ein Grabstein für Rektor Kaiser. IN: 
Liechtensteiner Landeszeitung, Nr. 32 vom 
22. Dezember 1866. 
363. Belege bei ROEDEL: Pestalozzi und 
Graubünden, Reg. — Vgl. auch Christian HATZ: 
Eine Pestalozzifeier vor hundert Jahren (1846) 
in Chur. IN: Bündnerisches Monatsblatt 1946, 
5. 33—53. Zum Verhältnis Kaiser—Pestalozzi 
aun GERMANN-MÜLLER: P. Kaiser. 
364. Zu Johann Michael Sailer (1751—1832) 
siehe H. SCHIEL (Hrsg.): Johann M. Sailer. 
Leben und Briefe. (2 Bde.). Regensburg 1952. — 
G. SCHWAIGER / P. MAI (Hrsg.): J. M. Sailer 
und seine Zeit. Regensburg 1982. — E. GATZ 
(Hrsg.): Die Bischöfe der deutschsprachigen 
Länder 1785/1803 bis 1945. Berlin 1983, 5. 639— 
643. — Vgl. MÜNCH: Erinnerungen, Bd. 1, 5. 
134 ff. — Andreas KRAUS: Johann Michael Sai- 
ler als Naturforscher. IN: Kirche, Staat und kath. 
Wissenschaft in der Neuzeit. Festschrift für 
Yeribert Raab. Paderborn 1988, S. 191—208. 
365. ROEDEL: Pestalozzi, S. 226. 
366. Staatsarchiv Graubünden, Sign. B 
2072.6: Briefkonzept Kaisers an Johannes Nie- 
derer, Chur, 8. Dezember 1843, 
367. Programm (...) der kath. bündnerischen 
Kantonsschule in Disentis (...) vom 19. bis 
23. August 1839, Abgedruckt bei ALLGÄUER: 
Kaiser, S. 57—61. — Vgl. auch BUND: Kaiser, 
5.144 ff. 
368. KAISER: Einige Worte (...), S. 5 f. 
369. ROEDEL: Pestalozzi, S. 222. 
370. ROEDEL: Pestalozzi, S. 222 mit Quel- 
lenbeleg. 
371. Zit. nach ROEDEL: Pestalozzi, S. 223.
	        

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