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Krankheit
und Tod
gezollt und welche fachliche Kompetenz ihm zugestanden wurde.*® Otto
Carisch und Kaiser arbeiteten zudem ab 1845 die Pläne für die Repetier-
kurse für Bündner Volksschullehrer aus, denen sie bis 1850 auch als
Direktoren vorstanden.?6 1853 wurde Kaiser mit der Erstellung eines Gut-
achtens über die «Einführung der neueren Geschichte» beauftragt.?^
Ein anderes Feld der publizistischen Tátigkeit Peter Kaisers war seine re-
daktionelle Mitarbeit beim «Bündnerischen Monatsblatt», dessen erste
Nummer im April 1850 in Chur erschien??? Die Redaktion übernahm
Pfarrer Leonhard Herold, und als regelmässige Mitarbeiter erschienen
unter anderen Landvogt Vinzenz Planta und Peter Kaiser, die auch das
Leitwort zur ersten Nummer schrieben. Peter Kaiser war zusammen mit
Otto Carisch verantwortlich für den Erziehungsbereich. Dieser umfasste
die Berichterstattung und eingehende Information über die Kantons-
schule, das Volksschulwesen, über Privatinstitute innerhalb des Kantons
wie diejenigen in Schiers, Ilanz, Andeer, Disentis und Rhäzüns, über
Gesangsfeste, Gesangs- und Fortbildungsvereine, kurz über alles, «was in
das Fach der Volkserziehung» schlug.??? In dieser Zeitschrift hat Kaiser
ausserdem historische Arbeiten veróffentlicht.
Gegen Ende des Schuljahres 1862/63 wurde Kaiser krank. Sein «Leiden
nahm einen bedenklichen Charakter» an.?€? Am 23. Februar 1864 starb er
in Chur im 71. Lebensjahr. Peter Kaiser, dessen «tiefe Religiositát» bei der
Abdankungsfeier betont wurde, liegt an der Ostwand der Kathedrale zu
Chur begraben. Ein erster umfassender Nachruf «Zur Erinnerung an Peter
Kaiser» erschien als Beilage zum Programm der Bündnerischen Kantons-
schule 1864. Die Informationen gaben sein Lehrerkollege und persónli-
cher Freund seit der Aarauer Zeit, Rudolf Rauchenstein, sowie Julius
Sgier, sein ehemaliger Schüler aus seiner neuen Heimatgemeinde Vigens
358. Heute «Bündner Monatsblatt. Zeit-
schrift für bündnerische Geschichte und Lan-
355. Geheimes Staatsarchiv Preussischer
Kulturbesitz Merseburg, Rep. 92: Nachlass Nie-
bour A II Nr. 1 a: Biogramm Peter Kaisers, stellt
fest: «Von dem grossen Ansehen, das er genoss,
zeugt es, dass er, obwohl gláubiger Katholik,
1852 das Schullesebuch «Graubündnerische
Geschichten für die reformierte Volksschule»
schrieb.» — Vgl. auch Hans Peter BERGER: Peter
Kaiser — Ökumene in aufgeklärter Zeit. IN:
Bündnerzeitung vom 23. August 1989. — Auch
1917 wurde es als bemerkenswert empfunden,
dass der Katholik Kaiser ein Geschichtslehr-
buch für reformierte Schüler schrieb; vgl.
F. MANATSCHAL: Einiges aus Bündens öffent-
lichem Leben der letzten 50 Jahre. IN: Bündne-
risches Monatsblatt 1917, S. 246.
356. ROEDEL: Pestalozzi und Graubünden,
S. 301.
357. Staatsarchiv Graubünden (Chur), Sign.
XIL20.C,8; Schreiben vom 16. November 1853.
deskunde».
359. Bündnerisches
Heft 1, S. 3.
360. Staatsarchiv Graubünden (Chur), Sign.
XII.20.C,8: Schreiben vom 9. Juli 1864.
Monatsblatt 1850,
Grabmal Peter Kaisers an der óstli-
chen Aussenwand der Kathedrale
zu Chur. 1866 hatte die Bündner
Volkszeitung angeregt, Kaiser ei-
nen Grabstein zu setzen, eine Anre-
gung, welche die Liechtensteiner
Landeszeitung übernahm. Die
nächsten Verwandten Kaisers im