sonen hätten das doch wohl nicht getan, wenn Kaiser «ein Radikaler oder
sonst der katholischen Jugend gefährlicher Mann» wäre. Denn wäre er ein
solcher Mann, hätten «die aus dem Aargau an die hiesige Kantonsschule
gekommenen Professoren nicht so gejubelt über die Nichterwählung»
Kaisers, Zu dieser Zeit hatte in St. Gallen die politische Mehrheit gekehrt
und die radikalen Kräfte, welche die Lehrstellen an der Kantonsschule mit
gleichgesinnten, teilweise aus dem Aargau berufenen Kräften besetzt hat-
ten, waren in die Minderheit geraten. Höfliger glaubte, dass Kaiser «trotz
aller Gegenwirkung beider Extreme» in St.Gallen wahrscheinlich gewählt
worden wäre, wenn man hätte beweisen können, dass sein «Geschichts-
vortrag auch angenehm und lebhaft und nicht gegen den Hennes gar zu
abstechend» sei.*® Der radikale Politiker und Publizist Josef Anton Henne
war 1841 von seiner Stelle als Lehrer für Geschichte und Philosophie an
der katholischen Knabenschule St. Gallen abgelöst worden. Abschlies-
send fügte der katholisch-konservative, in liberal-radikaler Diktion also
«obskurante» Pfarrer Höfliger seinem Schreiben an Kaiser ironisch hinzu:
«Soviel vom Obscurant in St. Gallen, welcher dasselbe will, was die Libera-
len in Chur»!
Dass Peter Kaiser weiterhin an einen Wegzug aus Chur dachte, belegt ein
Schreiben des liechtensteinischen Rentmeisters Johann Peter Rheinberger
vom Mai 1843 an seinen Sohn David. Kaiser war an Ostern in Vaduz gewe-
sen und erzählte, dass er sich für das nächste Jahr wahrscheinlich einen
anderen Platz suchen werde, da ihn Chur «verachte» und Professor Klink-
hart das Rektorat innehabe.*” Der Gedanke an einen Stellenwechsel hing
vermutlich also damit zusammen, dass Kaiser bei der Wahl des Rektors
der Churer katholischen Kantonsschule übergangen worden war, obwohl
er das Amt in Disentis mit Erfolg geführt hatte.
Dläne