Verlust mallos geworden sind». Die Aussage ist deutlich: die Kenntnisse Peter Kai-
ler Stelle gers sind auch bei den Gegnern unbestritten, ebenso seine korrekte, ja
pedantische Haltung und Leistung, aber Überzeugung und Herkunft sind
nicht akzeptiert.
Wie gesehen, geriet die Aargauer Kantonsschule im Zusammenhang mit
den politischen und verfassungsrechtlichen Auseinandersetzungen im
Kanton während der ersten Hälfte der Dreissigerjahre des 19. Jahrhun-
derts in das Schussfeld der Radikalen. Nach harten Auseinandersetzun-
gen in der Öffentlichkeit und im Parlament des Kantons wurde mit dem
Schulgesetz vom 21. März und 8. April 1835 die Kantonsschule reorgani-
siert.” Der Lehrkörper sollte gesäubert werden, und dementsprechend
mussten gemäss Beschluss des Grossen Rats des Kantons alle Lehrer neu
geprüft und gewählt werden — eine für verdiente und erfolgreiche Profes
soren entwürdigende Prozedur, zumal die Auswahl mehr nach politi-
schen Kategorien als nach Sachkriterien getroffen wurde.
Auf die Ausschreibung der Stellen hin bewarb sich Kaiser im September
1835 erneut um eine Professur.” Er habe seit acht Jahren in Aarau
Geschichte, Philosophie, Statistik und Latein gelehrt. Da seine Kräfte
wegen der Ausweitung des historischen Unterrichts «zu sehr in Anspruch
genommen» waren, habe man ihm den Unterricht in Geographie und Sta-
tistik erlassen und einem «minder beschäftigten Lehrer» übertragen. Weil
nach der Reorganisation der Kantonsschule der Geschichtsunterricht
«ebenfalls ein Hauptfach bildet und auch die andern Fächer, die der
Unterzeichnete bisher gelehrt, in den Plan derselben aufgenommen»
seien, bewarb sich Kaiser um die Hauptlehrerstelle für Geschichte und der
damit verbundenen Fächer, «namentlich die philosophischen Discipli-
nen». Für die Stelle als Hilfslehrer im Fach italienische Sprache, die Kaiser
288. Vgl. Programm (...) der Aargauischen
Kantonsschule 1835, 5. 4 ff. — Rudolf RAU-
CHENSTEIN: Ein Blick auf die Schicksale der
Aargauischen Kantonsschule. Eine Schulrede.
Aarau 1835,
289. Staatsarchiv Aarau: Kantonal-Anstal-
ten. 1811—1836 (40): Bewerbungsschreiben
Peter Kaisers an den Kantonsschulrat, Aarau,
30. September 1835.
290. Akten im Staatsarchiv Aarau: Kantonal-
Anstalten. 1811—1836 (40).
291. Über die Anstellungen und die zuge-
‚eilten Fächer orientieren die Akten im Staats-
archiv Aarau: Kantonal-Anstalten. 1811—1836
{40): Auszug aus dem Protokoll des Kleinen
Rates, dat. 31. Oktober 1835.
292. Zur Erinnerung an Peter Kaiser, S. 25. —
Vgl. auch MÜLLER-WOLFER: Aargauische
Kantonsschule, 5. 82, 84, 105. — In der Neuen
Zürcher Zeitung vom 31. Oktober 1835 wur-
den die Lehrerwahlen bzw. Nichtwahlen vom
Zürcher Philologen Johann Caspar Orelli
scharf kritisiert; Kaiser wenigstens hätte man
aus Gründen der «Humanität und Staatsehre»
eine Pension geben müssen.
293. MÜLLER-WOLFER: Aargauische Kan-
tonsschule, $. 105.
294. Vgl. dazu die vier Briefe Peter Kaisers an
Rudolf Rauchenstein-.aus den Jahren 1849,
1850, 1857 und 1862. — Staatsarchiv Aarau:
Nachlass Rudolf Rauchenstein, Mappe I/K.