frei. Wegen der geringen Wertigkeit der Energie ist die
Ausnutzung dieser Prozesswärme jedoch praktisch auf den
kombinierten Einsatz mit Wärmepumpen beschränkt.
Mikroorganismen können Biomasse auch dann abbauen,
wenn kein Sauerstoff vorhanden ist. Diesen Fall nennt man
einen anaeroben Abbau. Beim anaeroben Abbau entstehen
als Endprodukte energetisch hochwertige Verbindungen,
welche durch den Menschen gezielt genutzt werden kön-
nen. Anaerobe Abbauprodukte sind unter anderem Alko-
hole und Methan. Diese Substanzen eignen sich zur Erzeu-
gung hoher Temperaturen und zum Einsatz in Verbren-
nungsmotoren. Im Gegensatz zu Alkohol kann Methan aus
verschiedensten organischen Verbindungen gewonnen
werden.
Das gasförmige Methan entsteht in der Regel zusammen
mit Kohlendioxid und wenig Restgasen im Verhältnis von
rund 2:1. Diese beim anaeroben Abbau auftretende Gasmi-
schung nennt man Biogas. Der Abbau von Biomasse zu
Methan geschieht über mehrere Stufen durch verschiedene
Bakteriengruppen. Biogas entsteht in der Natur überall
dort, wo sich organische Stoffe an Orten anhäufen, an wel-
chen nicht genügend Sauerstoff für einen aeroben Abbau
vorhand ist. So z.B. am Grund von Seen und Sümpfen (Irr-
lichter) oder im Pansen-Magen von Wiederkäuern (eine
Kuh rülpst rund 200 Liter Methan pro Tag!!). Biogas lässt
sich erzeugen aus tierischen Exkrementen und anderen Ab-
fallstoffen der Landwirtschaft, aus dem organischen Anteil
des Hausmülls oder Abfällen der Nahrungsmittelindustrie
etc. Die anaerobe Vergärung wird daher in Zukunft im Be-
reich der Abfallsbeseitigung und des Umweltschutzes eine
wichtige Rolle spielen. Es ist abzusehen, dass die Biogas-
gewinnung mittelfristig neben der Verbrennung ein sehr
grosses Gewicht bei der Biomassenutzung erhalten wird.
Zur Geschichte der Biogasgewinnung
Um 1920 schlug der Deutsche Imhoff ein kontinuierliches
Gärverfahren vor, bei welchem ein luftdichter Tank regel-
mässig mit vergärbarem Ausgangsmaterial beschickt wird,
unter gleichzeitiger Entnahme derselben Menge vergore-
nen Substrats. Damit war die Möglichkeit zur Entwicklung
von Kläranlagen in grossem Massstab gegeben. Bis 1937
hatten die Städte Halle, Pforzheim, Essen, Erfurt, Pöss-
neck, München und Heilbronn ihre städtischen Fuhrparks
auf Biogasbetrieb umgestellt. Auch die Müllabfuhrwagen
der Stadt Zürich fuhren bis unmittelbar vor der Erdölkrise
1973 mit Biogas aus der Kläranlage Werdhölzli.
Während des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegs-
zeit wurde die Biogasgewinnung aus landwirtschaftlichen