Geschützte Arbeitsplätze in der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft hat als Familienbetrieb vor der grossen
[ndustrialisierung unseres Landes soviel und so vielseitige
Beschäftigungsmöglichkeiten geboten, dass auch gegebe-
nenfalls behinderte Familienangehörige in irgendeiner
Weise recht unkompliziert miteinbezogen werden konn-
ten. Das Wohnen im familiären Kreis war durch diese In-
tegrationsmöglichkeiten in den täglichen Familienablauf
so sehr erleichtert, dass der Weg in ein Heim vielfach nicht
aotwendig wurde. Dabei soll allerdings nicht übersehen
werden, dass es in Ermangelung anderer Möglichkeiten
auch tragische Beispiele des Sich-selbst-Ueber-
lassenbleibens und der Vernachlässigung gab.
[n unserer modernen Produktionswirtschaft hingegen ha-
ben behinderte Mitmenschen - insbesondere geistig behin-
derte - kaum mehr Chancen, Arbeit zu finden, bei der sie
mit ihren Beeinträchtigungen mithalten können. Der Ve-
rein für Heilpädagogische Hilfe konnte sich deshalb nicht
damit begnügen, ihnen bloss in der Sonderschule eine ih-
ren Fähigkeiten angepassten Erziehung und Bildung zu
bieten, ohne nicht anschliessend auch die Möglichkeit zu
sinnvoller Arbeit zu eröffnen. So wurde 1975 die Beschüt-
zende Werkstätte eingerichtet, die seinerzeit für 30 Ar-
beitsplätze geplant, heute im Heilpädagogischen Zentrum
integriert, nahezu 40 Behinderte beschäftigt und zwar vor-
wiegend in einfachen industriellen Serienarbeiten, die bei
den meisten grossen Anklang finden.
Um jedoch den Behinderten in ihrem Recht auf Arbeit nach
ihren eigenen Fähigkeiten und Neigungen auch eine be-
scheidene Wahlmöglichkeit anbieten zu können, war es
dem Verein für Heilpädagogische Hilfe wichtig, zu der
vornehmlich feinmotorischen Tätigkeit, bei der die Leute
mehr oder weniger den ganzen Tag sitzen, irgendeine Al-
ternative aufzubauen.
Warum sollte es gerade ein Bauernhof sein? Der Umgang
mit der lebendigen Umwelt, die Hege und Pflege von
Pflanzen und Tieren, das naturnahe Arbeiten draussen im
Freien vermag ganz andere Bereiche und Qualitäten im
Menschen anzusprechen als das Verarbeiten von toten Fer-
tigungsmaterialien am Tisch oder an der Maschine. Die
landwirtschaftliche Betätigung hat für viele geradezu einen
arbeitstherapeutischen Wert. Uns bekannte Betriebe, die
geistig- oder sozialbehinderte Männer und Frauen mitein-
beziehen oder speziell für sie errichtet worden sind, bestä-