In der gleichen Ausgabe warnte Johann Eberle, der ebenfalls 1881
ausgewandert war, vor der Companie Generale Transatlantique, weil
auf ihren Schiffen «die vorgesehenen Speisen nicht nur sehr schlecht
gekocht, sondern auch in allzu geringer Quantität abgegeben wurden.
In Betreff der Reinlichkeit oder besser gesagt Unreinlichkeit habe ich
eine solche unter Menschen noch nie gesehen, wie sie im Zwi-
schendeck eines solchen Dampfers vorkommt. Schliesslich ist die
Sicherheit eigener Effekten von Seite der Matrosen auf einer sehr
niedrigen Stufe; ich musste dort sehen, wie sie uns etwa 40-50 wolle
ne Reisedecken, welche einen Wert von 200 bis 300 Fr. repräsentier-
ten, wegnahmen oder annexierten. Alles Reklamieren half da nichts.
Alle wurden trotzig abgewiesen.» Auch Johann Eberle verband seine
öffentliche Beschwerde mit einer Empfehlung für die «Auswander-
ungs-Agentur Zwilchenbart in Basel oder deren Vertreter Meinrad
Gabriel in Feldkirch».!**
Die beiden Einsendungen brachten «die Herren <Agenten> in
Allarm», wie der Redaktor des «Volksblattes» schrieb. Die Firma Mey-
er-Mettler in St.Gallen, die wie Luzi in Landquart die Agentur Ph.
Rommel vertrat, wehrte sich in einer Einsendung gegen die Vorwürfe
und nannte es «eine Unverantwortlichkeit des Herrn J. Eberle, ... dass
er bei der Ankunft in New York nicht sofort bei der Einwanderungs-
kommission Klage erhoben, die hätte gewiss dieser Compagnie
gehörig auf die Finger geklopft, weil in solchen Sachen kein Spass ver-
standen wird».'?” Die Rechtfertigung schloss mit einem Seitenhieb
gegen den Konkurrenten Zwilchenbart: «Wie man hört, sind ... gegen
die betreffende Firma ernstliche Beschwerden erhoben worden, da
dieselbe die von ihr beförderten Auswanderer übervorteilt und unter
anderem ein Kopfgeld von 15 Cents erhoben haben soll. Die Angele-
genheit wird von der Einwanderungskommission gründlich untersucht
werden.»!%
Die Reaktion Zwilchenbarts liess nicht lange auf sich warten. In
einem Brief bat er die Redaktion, die Leser «darüber in Kenntnis zu
setzen», dass Eberle seinen Bericht ohne sein Wissen geschrieben
habe, er sei also «kein verabredetes Reklam». Meyer-Mettlers Recht-
fertigung nannte er einen «Lügenartikel», gegen den er gerichtlich
vorgehen werde.
Die Redaktion hatte aber keine Lust, ihre Spalten weiterhin den
Fehden der Auswanderungsagenten zu überlassen. «Weiters können
wir auf diesen Handel uns nicht einlassen», schrieb Redaktor Dr.
Albert Schädler und setzte damit einen Schlusspunkt unter die Affäre.
die ein treffendes Beispiel dafür war, wie die Agenten «sich selbst Kon:
kurrenz machen und die durch andere Häuser beförderten Passagiere
zu Klagen aufreizen».!??
Auswanderung im 19. Jahrhundert