den machen. Sie sagte schliesslich zu Bekannten: «Bei Emil ist nichts
mehr zu holen, ich laufe weg.» Das tat sie dann auch, und ich liess sie
gerne ziehen, denn sie hatte mich bereits um das ganze Vermögen
gebracht. Der Streit um die Kinder war beinahe unerträglich. Zum
Glück haben mir in diesen schweren Zeiten gute Freunde viel geholfen.
Am 30. Oktober 1958 habe ich bei Con-Force, einer Firma, die
Spannbetonelemente für Hoch- und Brückenbau herstellt, als Hilfsar-
beiter angefangen. Eigentlich wollte ich nur einen Winter bleiben, be-
kam dann aber in dieser Zeit zweimal eine Lohnerhöhung und blieb
schliesslich 15 Jahre lang in der Abteilung Brückenbau. In meiner
Position als Vorarbeiter nahm ich die Gelegenheit wahr, mich weiter
zubilden, was mir stets zugute kam. So konnte ich auch zeitweilig den
Betriebsleiter unserer Zweigfirma in Lethbridge, das 220 Kilometer
südlich von hier liegt, vertreten.
Nach 15 Jahren zog es mich das erste Mal in meine alte Heimat.
Der persönliche Kontakt mit meiner Familie und Freunden war mir
wichtig, und diesen wollte ich auch weiterpflegen. Heimweh kannte
ich zum Glück nicht. Ich weiss noch gut, wie damals mein Vater zu mir
sagte: «Ich weiss, 1951 waren schlechte Zeiten, aber sobald du fort
warst, ist es besser geworden.»
1970 erwarb ich ein Haus mit vier Wohnungen in guter Lage. Diese
vermiete ich, denn ich wohne ja auch heute noch in meinem alten
Haus. Am 30. Oktober 1973 habe ich meine Arbeit bei der Firma Con-
Force aufgegeben. Anschliessend reiste ich mit Tochter Barbara auf
Urlaub in die alte Heimat. Es hat ihr so gut gefallen, dass sie später
noch öfters Besuche in Liechtenstein machte.
1974 kaufte ich ein neues Vierfamilienhaus und erwarb 1975 einen
50-Prozent-Anteil an einem Komplex mit zwölf Wohnungen. Dieser
wurde von Middlesex Holdings Ltd. verwaltet, deren Präsident ich
damals war. Nun bot mir die Firma Krüger Concrete Ltd., die Hallen
und Lagerhäuser im Elementbausystem herstellte, den Posten als
Betriebsleiter an: Jahre zuvor hätte ich die Stelle gerne angenommen,
jetzt hatte ich jedoch genügend Arbeit und manchmal auch Ärger mit
Middlesex Holdings Ltd.
Vom 15. bis 23. Juni 1986 fand in Tenstrike (Minnesota) ein nord:
amerikanisches Nipp-Familientreffen statt. Zwei Brüder und ein Cou-
sin meines Vaters waren nämlich schon vor langer Zeit ausgewandert.
Ich freute mich darauf, alle ihre Nachkommen einmal kennenzuler-
nen. So fuhr ich am 18. Juni um sechs Uhr morgens los und traf um
Mitternacht nach 1’633 Kilometer Fahrt in Bemidji ein. Nun waren es
noch vierzig Kilometer bis zur Nipp-Farm. Ich wollte nicht in den Wäl-
dern Minnesotas verlorengehen und übernachtete deshalb in einem
Motel. Bei meiner Ankunft auf der Farm wehten die liechtensteinische.
ya
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