aber keine Halbtagsstelle. Meine Finanzen standen schlimm. Bald
musste ich nach Vaduz zurückkehren. Gesangsstudium aufgeschoben,
aber noch nicht aufgehoben!»
«Alles in Bewegung gesetzt»
ut zwei Monate nach ihrer Rückkehr aus Zürich war der Zweite Welt-
<rieg zu Ende, und russische Flüchtlinge kamen ins Land. Paula half,
Ur die Flüchtlinge Kleider und Lebensmittel zu sammeln. Im Lager in
zuggell lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen: Alexander Godilo-
Godlevsky. Die beiden wurden einander vorgestellt, weil beide Franzö
sisch sprachen.
Dann aber sah eigentlich niemand die Verbindung gerne, die sich
anbahnte. Eugen Nipp wollte bald nicht mehr, dass sich seine Tochter
nit Alexander traf, nicht zuletzt, weil er vorher so grosse Schwierig-
seiten gehabt hatte, sie nach der ersten Ehe nach Liechtenstein
zurückzuholen und wieder einzubürgern. Ein russischer Flüchtling
schien auch keine gute Zukunft bieten zu können. Vater und Mutter
wollten den Mann gar nicht erst kennenlernen. So war Bruder Sieg-
Jert, dem die gesundheitliche Überwachung des Lagers anvertraut
worden war, der einzige in der Familie, der Paulas zukünftigen Mann
<ennenlernte.
Bevor Paula und Alexander heiraten konnten, gab es noch einige
Hindernisse zu überwinden. Der rührige Pfarrer Anton Frommelt
cedete gar mit Alexander und verbot ihm, Paula wiederzusehen. Als
Alexander nicht gehorchte, sorgte er dafür, dass der Flüchtling das
Land verlassen musste. «Er wies ihn praktisch aus», sagt Paula Godi-
0o-Godlevsky heute. «Le corbeau noir» —- so taufte Alexander den Pfar-
rer Frommelt — erlaubte mir noch, Alexander Zivilkleidung zu bringen,
damit er nicht in Militäruniform weiterflüchten müsse», erinnert sich
Paula. Sie brachte ihm ein Hemd und eine Pfadfinderhose ihres Bru-
lers, die sie noch heute besitzt. In dieser Verkleidung floh Alexander
3ines Nachts über die Eisenbahnbrücke in die Schweiz. «Die Wachen
in Eschen liessen ihn entwischen, weil Pfarrer Frommelt ihn eigentlich
werjagt> hatte.» Von einigen Freundinnen hatte Paula Schweizer
Lebensmittelcoupons bekommen, die sie Alexander zusammen mit
3twas Geld mitgeben konnte. Mit Hilfe eines russisch-orthodoxen Prie-
sters (der öfter in die Liechtensteiner Lager kam, um Gottesdienste
abzuhalten) schaffte es Alexander bis nach Zürich. Dort wurde er bald
aufgegriffen und ins Gefängnis gesteckt. Paula hörte lange nichts mehr
von ihm.
Bald danach zog es auch Paula wieder nach Zürich, wo sie eine
Stelle als Sekretärin antrat und auch die Suche nach Alexander auf-
nahm. Der orthodoxe Pfarrer erzählte ihr, was sich nach der Flucht
a
>ersönliche Beiträge