Paula absolvierte die Handelsschule Gademann in
Zürich. 1934 war sie im Büro der Landesausstel-
lung tätig und danach in der Bank in Liechtenstein,
die damals noch im Vaduzer Rathaus unterge-
bracht war. «Ich weinte, als ich die Stelle als Buch-
halterin antrat, lieber wäre ich zur Schule gegan-
gen», denkt sie wehmütig zurück.
An Weihnachten 1938 lernte sie zu Hause Otto Hil-
ger, einen Vetter zweiten Grades, kennen. Er be-
sorgte ihr eine Stelle als Auslandskorrespondentin
am Nürburgring, der weltbekannten Rennbahn im
Rheinland. Nach der letzten Rennsaison vor dem
Krieg kehrte Paula nach Vaduz zurück, Otto folgte
hr, und die beiden heirateten im Herbst 1939 in
Feldkirch.
Paula Godilo-Godlevsky
wohnt in White Plains,
nördlich von New York,
wohin sie 1951 mit ihrem
inzwischen verstorbenen
Mann ausgewandert ist
«Ich liebte die Stadt, die kulturellen Möglichkeiten»
Paula und Otto Hilger wohnten bei seiner Mutter in Ahrweiler im
Rheinland. Der Krieg hatte schon begonnen. Das deutsche Militär
akkupierte die halbe Wohnung, 1940 wurde Otto eingezogen, und
1941 wurde Paula — weil eine Frau ohne Kind — zur Arbeit «eingezo-
zen» und in die Offiziersschule im Palais Schaumburg bei Bonn geholt.
Aber wenigstens bot sich in Bonn die Gelegenheit, Gesangsunterricht
zu nehmen.
1943 liessen sich Paula und Otto scheiden. Paula hatte grösste
Schwierigkeiten, aus dem Deutschen Reich herauszukommen. Das Mi-
itär wollte sie als Stabshelferin an die Ostfront schicken, bei einem
Bombenangriff waren ihre Scheidungspapiere verbrannt. Die Deut-
schen wollten sie nicht gehen lassen, und die Schweiz wollte lange
kein Eintrittsvisum ausstellen. Als es dann doch klappte, wurde in Bal-
zers darüber abgestimmt, ob Paula wieder in den Bürgerverband auf-
genommen werden sollte. Die Abstimmung fiel nur ganz knapp zu
ihren Gunsten aus - und das wohl nur, weil ihr Vater ein prominenter
Balzner Bürger war und sich stark für die Wiedereinbürgerung seiner
Tochter eingesetzt hatte.
«Nach meiner Rückkehr aus dem Rheinland», erinnert sich Paula,
«verbrachte ich einige Zeit in Liechtenstein mit meiner Familie und
alten Freundinnen. Dann zog es mich nach Zürich. Ich liebte diese
Stadt, den See, die kulturellen Möglichkeiten. Deshalb suchte ich
Arbeit und fand dort eine Stelle als Sekretärin in einem Advokatur-
büro. Gleichzeitig nahm ich mein Gesangsstudium wieder auf. Mein
Gesangslehrer empfahl mir. eine Halbtagsstelle zu suchen und mich
mehr dem Gesang zu widmen. Ich kündigte den beiden Anwälten, fand
„odilo-Godlevsky
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