«Törkabrot hät mer s’Läba lang gfählt, und Suura Kääs»
Paula Godilo-Godlevsky
(geborene Nipp)
\Nhite Plains (New York)
Paula Nipp war ein unternehmungslustiges Kind. Man hätte ihr wohl
aine abwechslungsreiche Zukunft voraussagen mögen, als sie in den
zwanziger Jahren in Vaduz heranwuchs, aber wohl niemand hätte ein
so wechselvolles Leben erahnt. Ihre Biographie ist ein eindrückliches
Frauenschicksal, und durch die Heirat mit einem der Russen, die bei
Kriegsende nach Liechtenstein kamen, wurde sie Teil eines erst jüngst
aufgearbeiteten Kapitels der liechtensteinischen Geschichte. Schliess-
‚ich kann sie als Auswanderin auf eine ungewöhnliche Vergangenheit
zurückblicken, die als Frau eines Flüchtlings begann.
Paulas Vater war Professor Dr. Eugen Nipp, der sich als Lehrer und
Politiker in Liechtenstein einen Namen machte. Er war Direktor der
Landesschule, Mitbegründer der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP)
ınd Redaktor des «Liechtensteiner Volksblatt».
Die musisch begabte, sprachlich talentierte Paula und ihre Ge-
schwister Siegbert, Lisel und Hildegard hatten Eltern, die ihre Talente
herausforderten: Mutter Johanna (geb. Hilger aus dem Elsass) war
sehr musikalisch und eine talentierte Malerin; Eugen Nipp beschäftig-
te sich immer wieder mit Brauchtum, Geschichte und Sprache.
Wenn man hört, wie Paula die dreissiger Jahre beschreibt, merkt
man sofort, was für sie Bedeutung hatte und ihr unvergesslich blieb.
«Die dreissiger Jahre waren meine Teenager-Jahre. Ich besuchte
zinen Tanzkurs in Vaduz. Ich wurde Tanzkönigin in meinem ersten
langen Kleid (dunkelblau). Bis heute tanze ich gerne Walzer. Mein
Yater begleitete mich ein paar Mal zum Tanzen ins schöne neue
«Waldhotel» und zum Kostümball am Fasching im «Schlössle». Mama
ging nur ungern tanzen, Papa tanzte den Walzer aber sehr gut.»
Die Liebe zur Musik sollte Paula durch ihr Leben begleiten. Sie woll-
te Opernsängerin werden. Aber das war alles andere als einfach - wie
sich herausstellte sogar unmöglich für Paula, obwohl sie sich bemühte.
Besonders für Frauen waren die Ausbildungsmöglichkeiten be-
schränkt. In Liechtenstein gab es auch noch keine Musikschule, und
die Kunstgewerbeschule in Zürich, wohin Johanna Nipp ihre Tochter
zu einem Vorstellungsgespräch brachte, erklärte, im Kunstgewerbe
gebe es schon für die Schweizer zu wenig Arbeit. Weil ihr keine Arbeit
in Aussicht stand, wurde Paula kurzerhand auch die Ausbildung vor-
enthalten. Zudem galt auch für die Tochter des Schuldirektors, was für
viele Liechtensteinerinnen zutraf: Wenn überhaupt Geld für ein Studi-
Jım vorhanden war, dann durfte ein Sohn studieren. So auch in der
Familie Nipp: Sohn Siegbert konnte sich zum Arzt ausbilden, die Töch-
ter machten ihren Weg ohne universitäre Ausbildung.
dersönliche Beiträge