V. Die Prärie wird besiedelt
«Ich bin nun im Staat Colorado, in einem Land sehr gross an
Flächeninhalt aber klein an Einwohnerzahl, zwei Eisenbahnen durch-
ziehen dieses Land, an welchen gewöhnlich alle 10 Englische Meilen
eine Hütte oder ein aussen mit Brettern angeschlagenes Haus steht,
wo die Eisenbahnarbeiter wohnen. Ich und meine Kameraden wohnen
auch in einem solchen Haus und arbeiten bei der Eisenbahn, welche
von Kansas City aus dieses Land durchzieht.» So schrieb Fidel Nutt im
Jahr 1881 an seine Familie in Balzers.
Zusammen mit neun anderen Liechtensteinern war er im Februar
desselben Jahres aus Balzers abgereist und am 23. März in New York
angekommen.‘!° Vier von ihnen —- neben Fidel Nutt waren dies Franz
Josef Vogt, Heinrich Frick und Alois Negele - blieben beisammen und
arbeiteten beim Eisenbahnbau in Colorado, weil «wir die Sprache
noch nicht können, welche sehr notwendig ist, um besseren Verdienst
zu suchen». Die übrigen, «welche mit uns aus der Heimat fort sind,
hat das Schicksal schon längst entfernt von uns». 1!
Der Siegeszug der Eisenbahn
Nach dem Ende des Bürgerkriegs war der Wunsch aufgetaucht, die
Union nicht nur politisch, sondern auch praktisch zu einigen. Die ver-
kehrstechnische Erschliessung schien dazu das geeignete Mittel zu
sein. Doch dies war schneller gesagt als getan. Zu jenem Zeitpunkt
führte die Bahn nämlich in Richtung Ost-West bis nach Nebraska, im
Westen aber nur von der Pazifikküste bis zum Wall der Sierras. Dazwi-
Bau einer Eisenbahnlinie,
kritisch beobachtet von
Indianern
(As we were. Family Life in
America, 1850-1900, New
York/London 1946)
Auswanderung im 19. Jahrhundert