geteert, die Kehrichtabfuhr eingeführt usw. Es geht hier eben alles
unendlich langsam, da die Behörden immer die gleiche Ausrede be-
-eithaben, nämlich dass kein Geld vorhanden sei. Unsere Bemühun-
zen, diesen Stadtteil in ein kleines touristisches Zentrum zu verwan-
deln und die Umgebung des hiesigen Museums mit Freizeitpark zum
Allgemeinwohl zu gestalten, werden wohl noch einige Jahre dauern.
wenn es im gleichen Tempo weitergeht. Geld ist eben kaum vorhan-
den, und von der Stadt sind nur kleine Beiträge zu erwarten. Ich glau-
be, sagen zu können, dass wir hier Entwicklungsarbeit in reinster
72orm machen. Manchmal bedaure ich beinahe, kein gutbezahlter Ent-
wicklungshelfer zu sein (es gibt natürlich auch schlechtbezahlte). Was
könnte man hier mit ein bisschen Geld für das Allgemeinwohl leisten!
Sollte ich, mit andern, diese Arbeit einmal abschliessen können, wäre
dies für mich wohl der beste Beweis, mit meiner Auswanderung den
richtigen Entschluss gefasst zu haben.
Um noch auf die persönlichen und emotionalen Beziehungen zu
Liechtenstein einzugehen, kann ich das Resultat der nachfolgenden
Ausführungen gleich am Anfang bekanntgeben, und dies, ohne lange
ıachdenken zu müssen: Man bleibt sein ganzes Leben Liechtensteiner.
Persönliche Beziehungen bestehen natürlich mit meiner Mutter und
meinen Geschwistern, die ja alle in Liechtenstein oder in der näheren
Umgebung wohnen. Durch regelmässige Besuche, Briefe etc. bleibt der
Kontakt erhalten. Die Welt ist ja heute durch die zur Verfügung stehen-
jien Kommunikations- und Transportmittel klein geworden. Auch
Besuche von Freunden und Bekannten sowie weiteren Liechtenstei-
nern halten den Kontakt mit meiner Heimat aufrecht. Wichtig ist
natürlich auch der Erhalt des «Liechtensteiner Vaterlandes» sowie der
informationen, die ich in dankenswerter Weise immer von der Ge-
meinde Balzers erhalte. Ich muss noch zur eigenen Schande sagen.
lass bei der Aufrechterhaltung der Beziehungen meine Brüder, Freun-
de und Bekannten viel zuverlässiger sind als ich. Vernachlässigungen
meinerseits sind nicht etwa auf Annahme kolumbianischer Sitten, son-
lern vielmehr auf «höhere Gewalt» zurückzuführen.
Meine emotionale Beziehung drückt sich darin aus, dass ich mich
heute als intensiverer Liechtensteiner bezeichnen möchte. Die Zeitung
ese ich von A bis Z mehr als einmal durch. Von Ruggell bis Balzers
nteressiert mich alles, Theaterkritik, Bücherbeschreibungen usw.,
alles, was ich zu meiner Liechtensteiner Zeit regelmässig übersehen
ı1abe, lese ich heute genauestens.
Das geschieht auch mit allem anderen, was mir über Liechtenstein
n die Hände kommt. Als weiteres Beispiel kann ich anführen, dass ich
nich als ehemaliges FCB-Vorstandsmitglied und auch noch heute als
Fan desselben sogar freue, wenn der FC Vaduz gewinnt! Es ist so, dass
3runhart
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