Volltext: Nach Amerika!

Dreimal reist er in seine geliebte Heimat zurück, jeweils für mehre- 
-e Monate. Das erste Wiedersehen mit Liechtenstein findet 1951 statt: 
«Schnellzug Zürich-Chur. Ich war ein sehr schweigsamer Mann auf 
dieser Fahrt, studierte die schöne Landschaft, die schneebedeckten 
Berge, die Ortschaften entlang des Zürich- und Walensees - immer 
wieder die aufsteigenden Tränen gewaltsam unterdrückend. Mein 
Neffe schien meine Gemütsstimmung zu ahnen und störte mich nicht. 
m 12 Uhr erreichten wir Sargans und dort warteten meiner mein 
noch einzig lebender Bruder und mein Vetter Gregor Wille, also Auto 
und Lenker desselben. 
Ich überlasse es dem Leser, sich dieses erste Wiedersehen nach 45 
Jahren auszumalen. Wir studierten uns erst gegenseitig. 45 Jahre ge- 
hen nicht vorüber, ohne den Stempel des Alters in Gesicht und Haltung 
aufzudrücken und einen zweiten Menschen aus uns zu machen. Das 
«Grüss Gott, Bruder, Grüss Gott, Vetter klang daher etwas gepresst, 
doch der Handdruck war firm. Ich hatte mir dieses erste Wiedersehen 
so viel anders vorgestellt, glaubte die Gemütsbewegung weglachen zu 
können mit einem leichten: hier bin ich, kennst mich noch.»"! 
Während seiner Aufenthalte in Europa unternimmt Elias Wille aus- 
zedehnte Reisen; nach Wien, Rom, nach Lourdes - selbstverständlich 
aicht ohne alles schriftlich festzuhalten und zu veröffentlichen. 
Elias Wille wünscht sich bei seinem ersten Aufenthalt in Liechten- 
stein, Fürst Franz Josef II. kennenzulernen, was dank seinem Freund 
Zürstlicher Rat Josef Ospelt auch in Erfüllung geht. Und als 1956 das 
Fürstenpaar nach San Francisco reist, trifft er die beiden ein zweites 
Mal für ein paar Stunden. 
1955 stirbt sein ältester Sohn Leo einen plötzlichen Tod. Elias Wil- 
ıes Frau, sechs Jahre älter als ihr Mann, kann den Verlust kaum über- 
winden, wird zusehends kränker und stirbt wenige Jahre später. 
Wenn Wille auch sehr erfüllte Tage erlebt —- er schreibt sehr viel, 
gesucht seine Kinder, welche in der gleichen Gegend wohnen, seine 
-unden Geburtstage werden in seiner Pfarrei wie Feiertage gefeiert — 
so beklagt er doch immer wieder das Schicksal des Auswanderers, der 
in der Fremde vereinsamt. Mit dem Tod seiner Frau scheint der Abend 
seines Lebens angebrochen zu sein. Immer wieder bittet er, die Ver- 
wandten mögen in der Mariahilf Kapelle im heimatlichen Mäls für ihn 
deten. 
Elias Wille stirbt 1972 in seiner zweiten Heimat Kalifornien und 
wird auf dem Friedhof, auf dem er jahrelang als Gärtner gearbeitet 
ıat, begraben. 
Von Mai bis Oktober 1962 hatte Elias Wille 82jährig zum dritten 
ınd letzten Mal Liechtenstein besucht. Im «Liechtensteiner Volksblatt» 
erschien sein Abschiedsgruss. Elias Wille schreibt vom Scheiden aus
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.