Volltext: Nach Amerika!

Elias Wille verabschiedet sich von Balzers zusammen mit August 
Frick, Heinrich Büchel, Fridolin Gstöhl und Klemens Kindle. Seine 
Mutter Theresia, geborene Vogt, ist schon seit acht, sein Vater seit drei 
Jahren tot, als Elias am 18. April 1906 als 26jähriger sein Heimatdorf 
verlässt. Am gleichen Tag wird Kalifornien, das seine zweite Heimat 
werden soll, von einem heftigen Erdbeben und den darauffolgenden 
Bränden schwer verwüstet. 
Amerika als Ziel vor Augen, beginnt für die Auswanderer schon 
nach Zürich die unbekannte, nie gesehene Welt. Nach einer zweitägi- 
gen Zugreise gehen die fünf Liechtensteiner in Antwerpen an Bord der 
«Vaterland». «Im grossen Ganzen ist eine Seereise langweilig; die Pas 
sagiere vertreiben sich die Zeit mit Karten- und Würfelspielen u. dgl., 
soferne sie nicht seekrank im Bette liegen»,* resümiert Wille lakonisch 
seine zehntägige Fahrt über den Atlantik. Einzig den Sonnenuntergän- 
gen und den Dampfmaschinen vermag er etwas Interessantes abzuge 
winnen. 
Das ersehnte Land zeigt vieren der fünf Balzner seine kalte Schul- 
er: Obwohl sie gehört haben, dass sie auf keinen Fall sagen dürften, 
lass in Amerika eine Arbeit auf sie warte (was auch nicht der Fall ist), 
verstricken sie sich auf der Einwanderungsbehörde in widersprüchli- 
che Aussagen, werden daraufhin als Kontraktarbeiter taxiert und auf 
Ellis Island festgehalten. Alle Einsprachen und Bittschriften bleiben 
ohne Ergebnis - am 11. Mai, nachdem die vier elf Tage vor Amerikas 
Küste im Internierungslager gewartet haben, werden sie wieder nach 
Europa ausgeschafft. Um andere Einwanderer vor einem gleichen 
Schicksal zu bewahren, spart Elias Wille nicht mit eindringlichen War- 
nungen: «Kein Richtigstellen der Tatsachen, kein Bitten und kein Fle- 
hen, weder Gesuche noch Appellationen, auch keine Protesteingaben 
der Mächte, es hilft alles nichts, was einmal protokolliert, das bleibt, 
Onkel Sam ist unerbittlich. Darum noch einmal: Geistesgegenwart 
bewahren, sich nicht verwirren lassen; es wird in New-York auf alle 
mögliche Weise versucht, die Passagiere einzuschüchtern; es wird 
ihnen gesagt: «Wenn ihre keine Arbeit habt, können wir Euch nicht 
landen lassen, wir wollen keine Landstreicher haben Das ist aber 
eine Finte, die Leute einzuschüchtern, zu einem Geständnis zu verlei- 
ten; wer naiv genug ist, darauf hereinzufallen, büsst’s mit bitteren 
Nachwehen. Es kann nicht genug davor gewarnt, den Leuten einge- 
schärft und ans Herz gelegt werden, doch ja diese Torheit nicht zu 
begehen.» 
Die vier Liechtensteiner müssen zurück und können doch nicht 
wieder nach Hause. Ihr Entschluss bleibt fest, sie wollen in Amerika 
‚anden. In Basel halten sie sich ein paar Tage auf, erhalten Geld von 
ihren Familien aus Balzers für eine neuerliche Fahrt übers Meer. Basel 
Biographische Beiträge
	        

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