Jürgen Schindler
Eine Eschner Grossfamilie in Oklahoma
Stephan Schächle und seine Nachkommen
Vor gut 120 Jahren verliess der junge Eschner Stephan Schächle sein
Dorf, seine gewohnte Umgebung, Familie und Freunde, um im fernen
Amerika einen neuen Anfang zu wagen. Was mag in ihm vorgegangen
sein, wie hat er seine neue Heimat empfunden ? Wir wissen es nicht. In
Liechtenstein sind keine Briefe erhalten, in denen er Eltern, Verwand-
ten oder Freunden von sich berichtet hat. In den Vereinigten Staaten
hinterliess er eine grosse Familie, deren Mitglieder heute in verschie-
denen Bundesstaaten von Kalifornien über Oklahoma bis Alaska
leben. Es ist - wenn man die Grösse der Familie betrachtet - eigentlich
erstaunlich, wie wenig wir heute über den Liechtensteiner Auswande-
rer Stephan Schächle wissen. Das Material, das für diesen Artikel zur
Verfügung stand, stammt hauptsächlich von Stephans Enkeln, der
«Third Generation», die mühevoll Geschichten, Daten und Bilder über
die Grosseltern zusammengetragen hat. In der Familie Schächle ge-
schah, was in Einwandererfamilien oft beobachtet wird: In der
«Second Generation» geht die Familiengeschichte, die Tradition verlo-
ren, wird dann aber von der «Third Generation», also den Enkeln,
wieder rekonstruiert. Auch Stephan Schächles Enkel begaben sich auf
die Suche nach ihren europäischen Wurzeln und nahmen wieder Kon
takt zum Herkunftsland ihres Grossvaters auf. Dank ihrer Bemühun-
gen können wir heute wenigstens einige Stationen dieses Unterländer
Auswandererlebens nachvollziehen.
Stephan Schächle wurde am 26. April 1860 als ältester Sohn aus
der zweiten Ehe seines Vaters Thomas Schächle (1825-1898) mit
Maria Magdalena Marxer (1821-1906) in Eschen geboren. Aus der
ersten Ehe des Vaters hatte nur der älteste Sohn Johann Vinzenz
Schächle (1849-1890) überlebt, aus der zweiten Ehe gesellte sich zu
Stephan noch der jüngere Bruder Martin Schächle (1863-1930). Sein
Elternhaus mit der Nummer Eschen 31 neu (59 alt) stand nördlich der
Pfarrkirche St.Martin und wurde in den sechziger Jahren abgebro-
chen. Heute befindet sich an dieser Stelle der hintere Teil beziehungs-
weise die Küche des Gemeindesaals. Über Stephans Jugendzeit ist uns
nichts bekannt. Als junger Mann erlernte er - so will es die Familient-
radition — das Steinmaurerhandwerk und übte es vermutlich als Sai-
sonarbeiter im Elsass aus, wie viele seiner Landsleute auch.
Im Jahr 1877 wanderte Stephan Schächle nach Amerika aus. Weder
das Schiff noch der Ankunftshafen sind bekannt. Auch unterscheiden
sich die Angaben über das Auswanderungsjahr hüben und drüben.
Schächle
„Sc