Die positiven Möglichkeiten eines Einwanderers nützte er aber voll
aus. Er kaufte Land in einer aufstrebenden Gegend und begründete
eine grosse Weinbautradition im Herzen der Vereinigten Staaten und
leistete so echte Pionierarbeit. Fundiertes Wissen auf diesem Gebiet
hatte er schon aus der Heimat mitgebracht. Die laufende Erweiterung
seines Wissensstandes und dessen praktische Anwendung war für ihn
sine Selbstverständlichkeit. Er hatte eine gute Beobachtungsgabe und
gewann so mit der Zeit auch eine grosse Erfahrung. Mit zähem Fleiss
erweiterte er seine Weinberge Stück um Stück und liess sich auch
durch Witterungsunbilden und Missernten nicht von dem einmal ins
Auge gefassten Ziel abbringen.
Aber schon die nächste Generation verlegte ihr Leben vom Land in
die Stadt und demgemäss von der Landwirtschaft auf das Geschäftsle-
ben. Fast alle Nachkommen Alois Rheinbergers sind heute erfolgreiche
Geschäftsleute. Sie leben schon in der fünften Generation in den Verei-
aigten Staaten.
Und wie stand es mit dem Heimweh der Auswanderer? Alois
Rheinberger leugnete in seinen Briefen immer, es zu kennen. Und
doch schimmert immer wieder etwas durch, was auf ein verdrängtes
Heimweh schliessen lässt.
In den Briefen Alois und Heinrich Rheinbergers nach Vaduz sind
noch viele wichtige Hinweise auf das wirtschaftliche, gesellschaftliche
und religiöse Leben in den Vereinigten Staaten der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts enthalten. Besonders eingehend sind natürlich die
Ausführungen Alois’, die sich auf die Landwirtschaft, und hier speziell
auf den Weinbau, beziehen. Das relativ häufige Eingehen auf Fragen
der Religion ist dem Interesse der Adressatinnen an diesen Fragen
zuzuschreiben. Sowohl Therese als auch später Emma Rheinberger
waren äusserst fromme Frauen.
Sowohl Forscher als auch Laien, die sich für die Auswanderung
nach Amerika im 19. Jahrhundert interessieren, werden in den Brie-
jen auf Unbekanntes, aber Wissenswertes stossen.
iheinberger