Der letzte Brief Rheinbergers an Tante Theresia ist im Februar
1864, also ein Jahr vor dem Ende des Bürgerkriegs, geschrieben.
Einen breiten Raum in den Briefen Alois Rheinbergers an seine
Base Therese nimmt ab Oktober 1853 das Schicksal Heinrich Rhein-
bergers, eines Cousins, ein. Heinrich war ein Sohn des «Löwenwirts»
Rheinberger in Vaduz. Er war fünf Jahre jünger als Alois und hatte
eine Gerberlehre in Rankweil gemacht.” Gleich nach Abschluss der
Lehre machte er sich auf die Wanderschaft. Zuerst in den Jahren
1851/52 durch die Schweiz nach Genf, wobei er längere Zeit in Hel-
fenau und Carouge als Gerbergeselle arbeitete. Weiter zog es ihn dann
durch ganz Österreich bis nach Kärnten und Wien.
Im Sommer des Jahr 1853 brach er nach Amerika auf, womit ihm
ein alter Traum in Erfüllung ging. In New York angekommen, nahm er
den üblichen Weg nach Westen und fand im Spätsommer einen ersten
Arbeitsplatz in Cleveland am Eriesee im Staat Ohio. Es war zunächst
seine Absicht, dort bis Frühjahr 1854 zu bleiben, doch als er um sein
erstes dort verdientes Geld geprellt wurde, entschloss er sich, zu sei-
nem Vetter Alois Rheinberger nach Nauvoo weiterzuziehen. Dort traf
er noch im Dezember 1853 ein. Die Vorstellungen, welche er sich von
dem Besitz seines Vetters Alois aus dessen Briefen in die Heimat
gemacht hatte, wurden dann offenbar erheblich übertroffen dement-
sprechend lautet auch sein Rapport nach Vaduz,“ der hier in seinen
wesentlichen Teilen wiedergegeben werden soll: «Als ich wieder auf
die Reise kam, zog es mich nach Nauvoo, denn ich wollte Alowisis
Reben einmal selbst besichtigen, von denen Ihr mir selbst einen kleine-
ren Begriff machtet, als es in der Wirklichkeit ist. Ich wurde daselbst
gut aufgenommen und alles war recht, nur den Seppli”® konnte ich
nicht mehr in dem fremden Weltteil treffen. Alois selbst und seine
Frau sind gesund und wohl, sowie sie auch zwei gesunde und recht
hübsche Kinder haben. Dieses alles wisst Ihr schon und ich will Euch
daher mit der Gegend und den Umständen bekannt machen. Dieses
Städtchen liegt zerstreut, etwas erhöht, sehr lieblich und gesund; war
früher eine Mormonenstadt, in der Handel und Gewerbe schon blüh
ten. Diese Mormonen sind eine eigene, bornierte Sekte; sie halten sich
allein ans alte Testament, haben ihren Propheten etc. Jedoch die
Hauptsache für andere Leute war, dass sie diese in ihrem Eigentum
oft störte und die Gesetze der Vereinigten Staaten weder annahmen
noch hielten. Da wurden sie gewaltsam verjagt und ihr früherer,
unsterblich geglaubter Prophet erschossen, nachdem sie ein blutiges
Scharmützel geliefert hatten. Natürlicher Weise gingen hier Handel
und Gewerbe aus. Es kamen zwar wieder frische Ansiedler, jedoch
wäre Nauvoo noch lange nicht aufgekommen, hätte sich nicht etwas
anderes eingestellt. Es wird nämlich eine Eisenbahn gebaut, so wie
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