Landung. Dazu kommt noch die Gewissheit, dass diese Bahn in weni-
gen Jahren von hier 200 Meilen landeinwärts nach einem Punkte
geführt wird, wo sie sich mit der Centralbahn dieses Landes vereinigt
und alsdann haben wir eine offene Handelsstrasse nach allen ob uns
liegenden Landschaften bis nach St. Louis und Orleans per Dampf
schiff und Eisenbahn und von da über Chicago und New York eine
ununterbrochene Eisenbahn. Wir werden in Zukunft statt einem ver
dienstlosen Nestchen eine aufwachsende Stadt bewohnen; und wir
alle, die ein Eigentum unter dem Preise kaufen, werden mit Freuden
wahrnehmen, wie dieses Eigentum alljährlich wertvoller wird.» Alois
Rheinberger hatte Glück, denn schon bald konnte er in Nauvoo ein von
den Mormonen vor wenigen Jahren verlassenens, gut gebautes Haus
mit einem Umschwung von fünf Acres (20 Hektaren) um 500 Dollars
kaufen. Das Grundstück lag «am Abhange eines Hügels: in Schusswei-
te des Flusses Mississippi». Der südliche Abhang eignete sich seiner
Ansicht nach hervorragend zur Anpflanzung von Weinreben, einer Ar-
beit, mit der er aufgewachsen war. Zu diesem Zweck hatte Rheinber-
ger ein Säckchen voll Traubenkerne aus Vaduz mit über das Meer
gebracht und zog daraus in seinem Garten Rebensetzlinge. Die ersten
Reben, mit denen er in Nauvoo die grosse Weinbautradition begrün-
den half, waren also aus Vaduzer Traubenkernen gezüchtete Reben.
Er kaufte dann jedes Jahr noch Reben dazu und vergrösserte auch sei-
nen Landbesitz, bis er zwölf Acres (48,5 Hektar) mit 8’600 Wein-
stöcken besass. Diese brachten ihm dann bis zu 30’000 Liter Wein
jährlich.‘
Aber Alois Rheinberger betrieb nicht ausschliesslich Weinbau. Im
Frühjahr 1851 legte er einen grossen Obstgarten an und «setzte 55
Apfelbäume und 25 andere, worunter Birnen-, Kirschen-, Zweitschgen
und Pflaumenbäume». Als Selbstversorger hatte er auch einige Kühe
Dazu pflanzte er Weizen, Türken, Kartoffeln und Gemüse.
Im ganzen musste Alois Rheinberger, als er sich im Herbst 1850
endgültig in Nauvoo niederliess, über etwa 1’000 Dollars in barem
Geld verfügt haben. Davon waren ihm nach dem Land- und Hauskauf,
der Hauserweiterung, den Anpflanzungen und anderen Investitionen
noch 290 Dollars übriggeblieben. Daher hoffte er auf einen guten
Herbst,!* um noch eine Reserve behalten zu können.
Grosse Sorgen machte er sich um seine Schwester Anna Maria, die
während des ersten Jahres in seinem Haushalt lebte. Kurze Zeit später
aber löste sie sich aus dem Familienverband und trat der Methodisten-
kirche bei. Sie heiratete dann auch bald einen Amerikaner, der dersel-
ben Kirche angehörte.
Am 7.Oktober 1852 starb der stets kränkelnde Vater Josef Ferdin-
and Rheinberger im Alter von 65 Jahren.
AH
Biographische Beiträge