geschrieben. Es war die erste Station, wo er in einer Destillerie Arbeit
gefunden hatte und dort auch über ein halbes Jahr blieb. Danach trug
er sich mit dem Gedanken, eine eigene Branntweinbrennerei aufzuzie-
hen, liess dann diesen Gedanken wieder fallen, da ihm die zu diesem
Zweck nötigen 2’500 Dollars fehlten. Er zog über Dayton weiter nach
Nordosten, wo er eine Zeitlang mit Ferdinand Frick aus Balzers zu-
sammen war, und fand im Staate Ohio Arbeit als Küfer.
Der Umstand, dass Alois Rheinberger die liechtensteinische Revolu-
tion vom März 1848 in seinen Briefen nie erwähnt, ist darauf zurück-
zuführen, dass seine Abreise aus Vaduz schon vor den turbulenten
Tagen um den 20. März erfolgte. Zudem war er mit Sicherheit durch
die Reisevorbereitungen so sehr in Anspruch genommen, dass ihn die
gespannte Stimmung des Vormärz höchstens noch am Rand miterfas-
ste. Rheinberger kommt in seinen Briefen auf die Wurzeln der Revolu-
sion und den Vormärz indirekt zu sprechen, indem er die persönliche,
politische und wirtschaftliche Unfreiheit in seiner alten Heimat den in
Amerika angetroffenen Verhältnissen gegenüberstellt. So schreibt er
atwa in seinem ersten Brief vom 1. Juli 1848: «...Glücklich und gesund
grreichte ich dieses schöne Land, wo sich die Menschen nur als Men
schen, nicht nach ihrer Stellung achten, wo der freie Gebrauch der
Kräfte das Leben leicht und das Fortkommen sicher macht, wo keine
Nahrungssorge die edleren Gefühle erdrückt, wo der Landmann unter
dem Segen des tiefsten Friedens ruhig mit seiner Familie lebt und
vergnügt über seine üppigen Felder hinschauen kann, weil hier nicht
geistliche und weltliche Herren auf seine Äcker kommen und einen
Teil dieses Segens, die Frucht seines Schweisses, holen, noch ehe sie
reif ist».” Und in einem Brief vom 20. März 1849 heisst es: «...ich bin
glücklich und zufrieden und möchte um keinen Preis wieder in meine
alten Verhältnisse in Vaduz zurück». Später sah er dann wohl, dass
seine anfänglichen, idealen Vorstellungen von Amerika nicht ganz der
Wirklichkeit entsprachen.
Am Anfang des Jahres 1850 fasste Alois Rheinberger dann den Ent-
schluss, vorübergehend nach Hause zurückzukehren, um dort seine
Braut Margaretha Brasser aus Churwalden zu heiraten. Danach wollte
er wieder in die Neue Welt zurück.?
Sein Plan war, ausser seiner Frau auch den alten Vater und seine
Schwester Anna Maria mitzunehmen. Die Schwester hatte mit 16 Jah-
ren den Engelwirt Andreas Marxer in Nendeln geheiratet. Dieser war
aber ein Trinker, und sie führte einen leichten Lebenswandel. Die Ehe
war bald zerrüttet, und Alois glaubte, die Schwester unter seiner Auf-
sicht wieder «auf die rechte Bahn» bringen zu können.
Die Seereise zurück erfolgte mit dem Schiff «Baltimore» und dauer-
te bis New York 38 Tage. Und wieder begleitete sie eine Gruppe von
un
Biographische Beiträge