Rudolf Rheinberger
Alois Rheinberger,
geboren in Vaduz am
5. Juni 1827, gestorben
in Nauvoo (Illinois) am
27. November 1915
Alois Rheinberger — Weinbaupionier in Illinois
Alois Rheinberger aus Vaduz wanderte im Jahr 1848 nach Nordameri-
ka aus.' Er wurde am 5. Juni 1827 als Sohn des Josef Ferdinand
Rheinberger und der Anna Maria Schneider in Vaduz geboren. Der
Vater war ein Sohn des reichen Lówen- und Adlerwirts Johann Rhein-
berger, der im Jahr 1807 die «St. Johanner Güter» mit dem Roten
Haus gekauft hatte. Josef Ferdinand wohnte zwanzig Jahre lang im
Roten Haus und bewirtschaftete seinen Anteil am Abtswingert, doch
brachte er es nie auf einen grünen Zweig; er muss ein verschlossener
und recht umstándlicher Mann gewesen sein und geriet bald in wirt-
schaftliche Not. Die Mutter starb schon früh, so dass Alois sich
kaum mehr an sie erinnern konnte. Er bekam einen Vormund
und wurde mit áusserster Strenge erzogen.^ Nach der Volks-
schule in Vaduz besuchte der talentierte Junge die Kloster-
schule in Disentis, wo zu jener Zeit der Liechtensteiner
Peter Kaiser als Rektor wirkte.
Alois Rheinberger erlebte als 19jáhriger den verheerenden
Rheineinbruch von 1846 oberhalb Vaduz,? der so viel Not
und Elend zur Folge hatte und die wirtschaftliche und poli-
tische Lage im Lande auf Jahre nachhaltig beeinflusste.
Die trüben wirtschaftlichen Aussichten liessen dann im
21jührigen Alois den Entschluss reifen, nach Nordamerika
auszuwandern. Dies geschah Ende Februar, Anfang Márz des
Revolutionsjahres 1848. Er schiffte sich auf der «St. Nicolas» in
Le Havre mit sieben weiteren Liechtensteinern' ein und kam am
28. April im Hafen von New York an.
Von diesem Zeitpunkt an sind wir über die wichtigsten Geschehnis-
se der nächsten 17 Jahre, welche Alois Rheinberger betreffen, durch
regelmässige briefliche Berichte an seine Tante Theresia Rheinberger?
gut unterrichtet.° Mit dem Tod der Tante bricht dieser Briefwechsel ab.
Erst vom Jahr 1904 an bis zum Tod des 88jährigen Alois Rheinberger
im Jahr 1915 ist wieder ein lückenloser Briefwechsel zwischen Alois
Rheinberger in Nauvoo und Emma Rheinberger im Roten Haus in
Vaduz’ erhalten.
Ende Februar, Anfang März 1848 verabschiedete sich Alois Rhein-
berger von der Heimat. Es muss in Vaduz ein kleines Ereignis gewesen
sein, denn in seinem hohen Alter erinnerte er sich noch daran «dass
Josef Rheinberger, ein Bübchen, uns zum Abschied ein Stück auf dem
Klavier spielte».
Sein erster Brief an die Base Theres Rheinberger ist vom 1. Juli
1848 datiert und in Germanstown (Ohio), nordóstlich von Cincinnati,
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