Werner Büchel, ein Pionier
Zwölf Tage nach seiner Abreise, am 18. April 1927, landete Werner in
Amerika. Die ersten Tage verbrachte er bei seinem entfernten Ver-
wandten Franz Kriss in Primrose. Arbeit war kaum vorhanden, Streiks
in den Kohlengruben hatten alle Geschäfte lahmgelegt. Werner zog
weiter und fand in Canton (Ohio) Arbeit an einem Hochofen. Die fürch-
terliche Hitze, die der Stahlofen entwickelte, war jedoch nicht auszu-
halten. Er bekam Arbeit in einer Spedition, wo er bis zum Banken-
krach 1929 bleiben konnte. Im Juli 1928 war auch Simon Brunhart bei
ihm angekommen, der danach lange Jahre in der gleichen Fabrik sein
Auskommen fand. Bei ihnen war zudem auch Werners Schwester
Magdalena, die 1928 Balzers verlassen und in Canton in einem Haus-
halt als Dienstmädchen Arbeit gefunden hatte. Der Börsenkrach, der
eine weltweite Wirtschaftskrise einleitete und millionenfache Arbeits-
losigkeit bewirkte, bedeutete das Ende von Werners Arbeitsverhältnis.
Er verdingte sich im Hotel Onesto in Canton als Geschirrwäscher und
erwarb sich dort in den Jahren von 1929 bis 1932 beim deutschstäm-
migen Koch Karl Weidlich seine beruflichen Kenntnisse als Koch.
Damit war eine entscheidende Weiche für den weiteren Lebenslauf
gestellt. Die nächste Station war Milwaukee (Wisconsin). In Mequon,
wo er ein grosses Restaurant eröffnete, sollte er bis zu seinem Tod am
22. Dezember 1985 bleiben und Wurzeln schlagen. Er verheiratete
sich mit Jermaine Meyer.
Wie die meisten «Manzele» war Werner ein überaus musikalischer,
ja musisch veranlagter Mensch. In Liechtenstein drehte er nach dem
Zweiten Weltkrieg einen Film. In den Vereinigten Staaten führte er
immer wieder seine Landsleute zusammen. Im «Alpine Village», das
er zusammen mit seinen Brüdern seit 1950 führte, gab es einen
Saloon von Malbun, eine Portale Palazoles und einen Vaduzer Saal.
Werner spielte Violine und unterhielt die Gäste in einem eigenen klei-
nen Theater mit selbstkomponierten Operetten und selbstgeschriebe-
nen Theaterstücken. Die skisportlichen Erfolge Liechtensteins inspi-
rierten ihn zur Komposition «Das neue Lied von Liechtenstein». Seine
Gastfreundschaft zeigte sich darin, dass er jährlich die Kinder aus
umliegenden Indianerreservaten zu sich einlud. Die Vereinigten Stäm-
me der amerikanischen Indianer ernannten ihn 1967 zum Ehrenmit-
glied, die Menominee zeichneten ihn mit der Häuptlingswürde und
dem Namen «Ma Konse» («Kleiner Bär») aus.
Werner überraschte immer wieder mit neuen Ideen. So etwa mit
einer Hochzeitsglocke, die bei jeder Hochzeit läutete, dem «Fakala
Sunntegs Kaffee», oder der «Brautschau des Jahrhunderts», zu der er
alle Paare, die in seinem Betrieb Hochzeit gefeiert hatten, einlud. Mit
fortschreitendem Alter und nach einer schweren Erkrankung zog sich
«Manzele-Büchel»
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