gewesen. «Es waren drei Brüder in der Familie meines Vaters, die in
jedem Frühling ihr Bündel schnürten und in die Schweiz gingen, um
sich dort bei Neubauten zu verdingen.»* In den USA wurden die Bau-
handwerker zu Architekten. So heisst es etwa in einem Artikel zum 75.
Geburtstag Latensers: «Es war unvermeidbar, dass Frank und John
Latenser jun. Architekten werden würden. Ihr Vater, Grossvater, zwei
Grossonkel, ein Onkel und zwei Cousins zweiten Grades waren Archi-
jekten.» Liechtenstein «war mit Architekten gut versorgt, als John
Latenser sen. vor 75 Jahren geboren wurde - die Latenser deckten den
Bedarf. Nichtsdestotrotz studierte er in Stuttgart, Deutschland, Archi-
tektur »*
Lehrjahre in Strassburg und Stuttgart
Tatsächlich besuchte Johann Laternser eine technische Hochschule in
Stuttgart. Ein Jahr nach dem Tod des Vaters (1873) sei er aus der
Schule in Vaduz entlassen worden, heisst es in den Memoiren. Danach
sei er zu seinem Bruder Heinrich nach Strassburg gezogen. Dieser hat-
ce in München Architektur studiert, «schloss sich der deutschen Armee
an und ging nach der Kapitulation (Frankreichs, 1871) nach Stras-
sburg», hielt Johann in den Memoiren fest. Er «schloss mit den deut-
schen Militärbehörden in Strassburg einen Vertrag, wonach er sich
dafür einsetzen musste, eintausend Arbeiter und Mechaniker von der
Schweiz und Norditalien zu beschaffen ... Mein Bruder benötigte auch
Aufseher und das war der Grund, warum er nach mir sandte», erläu-
jert Latenser.°
Und weiter heisst es in den Memoiren: «Ich blieb vier oder fünf
Jahre bei meinem Bruder Heinrich, arbeitete als Aufseher und Haus-
verwalter im Sommer und ging im Winter in Stuttgart in die Schule.
Nachdem ich das vierte Schuljahr abgeschlossen hatte, verliess ich
die Schule, obwohl ich die Chance hatte zu promovieren, was ich heu-
te als absolut notwendig ansehen würde». In den biographischen
Beiträgen, die über John Latenser später in Omaha erschienen, hiess
es, er habe 1879 abgeschlossen (graduated) und sei noch im gleichen
Jahr in die USA gekommen. In Stuttgart konnte nicht mehr eruiert
werden, an welcher Hochschule und in welchem Jahr er zum letzten
Mal eingeschrieben war. Die entsprechenen Dokumente in den Archi-
ven der Universität und der Hochschule für Technik wurden im Zwei-
‚en Weltkrieg zerstört.
Nachdem Latenser «einen ganzen Winter» in Nancy verbracht hat-
je, um Französisch zu lernen — so hielt er 1936 in den Memoiren fest -
und sein Bruder Heinrich ihm keine Arbeit mehr besorgen konnte,
vesuchte der gut zwanzigjährige Architekt seine Schwester Amalia Ka-
rolina. die in Altenstadt mit Franz Josef Bickel verheiratet war.®
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Biographische Beiträge