Florin Frick
Thomas Kuhlman, Omaha
Nebraska)
«Gentlemen, Sie kennen mich nicht und ich kenne Sie nicht, aber
wenn Sie gestatten, trage ich meine Sache vor»
John Latenser, Architekt in Omaha (Nebraska)
johann Laternser; bzw.
john Latenser
«Manche unserer amerikanischen Jungen - die mit unserer Sprache
und unseren Bräuchen vertraut sind und von ihrer Familie und ihren
Freunden umgeben sind - mögen eine Lektion lernen aus dieser Ge-
schichte eines eingewanderten Burschen, der arbeitete und als Gewin-
ner hervorging trotz grosser Hindernisse.»' So fasste 1928 eine Zeit-
schrift in Omaha (Nebraska) die Lebensgeschichte eines der bedeu-
tendsten Architekten dieser Stadt im amerikanischen Mittel-
westen zusammen. Sein Name war John Latenser, vor-
mals Johann Laternser. Er war um 1880 in die USA ein-
zewandert. Die zweifelsohne beeindruckende Lauf-
dahn des Einwanderers wurde noch zu seinen Leb-
zeiten als vorbildlich dargestellt und in den grossen
Einwanderermythos der USA eingefügt.
Die Wiege des späteren Architekten stand am
Fusse des Dreischwesternmassivs in Nendeln. Jo-
hann Laternser (1859-1936) war das fünfte von
sieben Kindern des damaligen Nendler Engelwirts
and Postmeisters Franz Josef Laternser und Ssei-
ner Frau Josepha Schlegel aus Triesenberg. In den
Memoiren, die Johann Laternser kurz vor seinem
Tod in Omaha zu diktieren begann, berichtet er mit
Stolz, dass «Hauptmann» Peter Rheinberger (1831-
1893) ein Vetter seiner Mutter gewesen sei. «Dieser
Hauptmann war mein Idol und nach dem Verschwinden des
Kinderwages (nachdem meine jüngste Schwester ihn nicht
mehr brauchte) eine meiner frühesten Erinnerungen.»* Die Rhein-
berger würden etwa ein Drittel seiner gesamten Familiengeschichte
ausmachen, diktierte der 78jährige weiter, über einen von ihnen, näm-
lich Joseph Gabriel Rheinberger, einen berühmten Komponisten am
bayerischen Hof, habe er sogar in der «Encyclopedia Britannica» ei-
nen Eintrag gefunden. John Latenser suchte offenbar gerne die Nähe
von berühmten Leuten. Es mochte dies für ihn sogar eine wichtige
Antriebskraft gewesen sein. Auch von der Familie seiner Mutter
notiert er, die Familie der Schlegel sei «die bekannteste» in Liechten-
stein gewesen. Im späteren Leben begegnete er immer wieder «hoch
angesehenen Herren», wie aus den Memoiren hervorgeht. Dagegen
neisst es in den Memoiren von der Familie seines Vaters, sie sei arm
„LG EINBT