Der Sippenverband war als ethnische Gruppe vor allem definiert
durch die gemeinsame Sprache und Kultur. Karolina Lampert bezog in
Troutdale gleich zwei deutsche Zeitschriften. «Der Julius kann so gut
Deutsch wie Englisch lesen, denn wir halten die tägliche englische
Zeitung von Portland und zwei Deutsche.» (6. 9. 1907). «Er liest so vie-
le deutsche Zeitungen und somit weiss er alles, wie es dort zugeht.»
21.7.1912). «Ich habe ... die Zeitung von Mels erhalten und somit
kann ich jede Woche sehen, wie es dort zugeht, es interessiert mich
und Julius sehr, besonders das Triesnerberger Deutsch.» (12.7.1914)
Die Sprachpflege wurde zumindest von den noch in Liechtenstein ge-
borenen Auswanderern hochgehalten. «Zch und mein Sohn Julius ha-
ben noch nie Englisch zusammen gesprochen, es würde uns ganz
lächerlich vorkommen, wenn eins das andere Englisch anreden wür:-
de, so auch meine liebe Theresia, wir haben auch nie Englisch zusam-
men gesprochen, wo sie klein waren oder in die Schule gingen habe ich
2s nicht gelitten, und somit haben sie es nicht mehr angefangen.» (18.
10.1894). Die in Amerika geborene zweite Generation verfügte dage-
gen schon nicht mehr über dieselbe Kenntnis der Muttersprache ihrer
Eltern. «Die Kinder vom Alexander Lampert bekamen einen schönen
Brief von ihren Verwandten. Da sie des Deutschen nicht mächtig sind,
konnten sie ihn nicht beantworten, ich sollte ihn schreiben, bin aber
wie du weisst selber nicht der beste, somit danken sie herzlich für den
schönen Brief, sei so gut und sag es ihnen.» (18.2.1916). Neben der
Sprache als Ausdruck der kulturellen Identität kam auch der Musik
einige Bedeutung zu. «Auch habe ich vernommen, dass der Lehrer
Josef Lampert seine Mutter besuchen will, sollte er kommen, so sei so
gut und schicke für den Julius eine Zitter, wie (wir) sie in frühren Zei-
ten gehabt haben, denn solche kann man hier nicht bekommen.» (7.2.
1886). Waren die Sprache und überhaupt die Kultur zunächst die er
fahrbaren einheitsstiftenden Merkmale der ethnischen Gruppe, So
erhielten sie im Verlauf der nächsten Generation immer artifiziellere
Züge. Sie wurden ideologisch überhöht und sollten zum Kennzeichen
ainer politischen Gruppe werden. Dieser Wandel zeigt sich im ersten
Brief des Sohnes Julius, den er während des Ersten Weltkriegs
schrieb, da die Mutter Karolina bereits zu sehr zitterte. «Wir bekom-
men sehr viel Schriften und Zeitungen, meistens in Deutsch. Der Krieg
hat auch sein Gutes hier bezweckt, alles mit deutschem Blute
schliesst sich mehr zusammen, so dass die von Deutschem Abstamm
bald eine starke Partei bilden können, so dass bei den kommenden
Wahlen wir ein Wort mitzureden haben, und hoffentlich den Ausschlag
geben können.» (18.2. 1916). Die Herkunft des Einzelnen wurde damit
aus der Lebensgeschichte herausgelöst und zum überindividuellen Ab-
strakten der Rasse stilisiert. Julius schien sich davon konkrete Interes-
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