hat mich recht gefreut, wiewohl ich die meisten nie gesehen habe, der
Kapellmeister sieht seinem Vater Ferdinand so ähnlich wie er war, wo
ich nach Amerika ging und das wird bald 42 Jahre.» (22.12.1909).
Der Sippenverband als Siedlungs- und Sprachgemeinschaft
Neben dem Leitmotiv der durch die Landwirtschaft gegebenen wirt-
schaftlichen Unabhängigkeit kam der Nachbarschaft zu den Verwand-
;en eine wesentliche Bedeutung bei der Entscheidung zu, die Neuori-
entierung auf dem Lande auf sich zu nehmen. Die nächsten Nachbarn
Karolinas waren die aus Triesenberg stammenden Verwandten Franz
Josef und Katharina Frommelt, geborene Marock, deren Bruder Jo-
zeph Marock und Alexander Lampert. Die Kontakte wurden gegensei-
tig gepflegt. «Die Katharina ist recht froh, dass ich hier bin. Wir sind
täglich beieinander und ihr Bruder auch.» (27.2.1893). «Manchmal
kommt der E_Frommelt oder seine Söhne, wir wohnen ganz nahe
zusammen, dem Alexander Lampert seine Familie auch, in zehn Minu-
ten lauft man hin.» (21.2.1910). Weiter entfernter Landbesitz diente
nicht Versorgungs- sondern Spekulationszwecken und wurde bei Be-
darf verkauft. «Der Julius hat 40 Acer verkauft, es war eine Meile von
hier für 2000 Thaler, es ist aber noch nicht urbar, sondern noch grosse
und kleine Bäume darauf, fünf bis sechs Fuss dicke Tannenbäume, mit
Dynamit werden jetzt die Stumpen herausgeblasen, das war im
Anfang nicht, wo wir angefangen haben, da hat man alles von Hand
ausgegraben.» (25.4.1910). Der Sippenverband hatte die Funktion
ainer Siedlungsgemeinschaft, so dass Karolina in kein anonymes Nie-
mandsland zog, sondern in ein durch Triesenberger Auswanderer be-
reits erschlossenes Territorium.
Gegenseitige Hilfestellung und Arbeitsteilung kennzeichneten die
aruppe. So arbeitete Franz Josef Frommelt als Saisonarbeiter in der
Stadt, während sein Schwager Joseph Marock die Landarbeit verrich-
tete: «Der Franzsepp kommt im Sommer immer in die Stadt arbeiten
und im Herbst geht er wieder heim. Sein Schwager tut für ihn die
Arbeit dort im Sommer.» (13. 1. 1890).
Der Sippenverband hatte auch eine wichtige Sozialfunktion, was
insbesondere im Krankheitsfall zum Ausdruck kam: «Verzeihe mir vor
allem», schreibt Karolina ihrer Schwester Juliana Sele, «dass ich dich
so lange ohne Nachricht liess, denn ich habe ihn (den Brief) erhalten
in der Zeit, wo dem Alexander Lampert sein Kleines so krank war,
welches auch gestorben ist, du wirst es wohl gehört haben, und somit
habe ich alle übrige Zeit verwendet, dass ich ihr (der Witwe von Alex-
ander Lampert, R.T.) beigestanden bin, denn hier auf dem Lande ist es
sehr einsam wenn man Kranke hat und nicht nahe beieinander
wohnt.» (16. 2. 1897).
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