Hühner und Pferde sowie ihre Ernteergebnisse. «Wir haben 8 Acker
kultiviertes Land und pflanzen Kartoffel zum verkaufen, Weizen für
die Hühner, denn ich habe bald 80 Stück und Hafer für das Pferd und
alles andere was wir brauchen. Wir haben vier Kühe und verkaufen
den Rahm beim Haus alle zwei Tage. Ich mach nur Butter, was wir
brauchen.» (6.9. 1907).
Die Landwirtschaft war Garant für die Autarkie. Diese wirtschaftli-
che Unabhángigkeit als Karolinas Lebensideal kam auch in anderen
Zusammenhängen zum Ausdruck. So riet sie ihrer Nichte Magdalena
in Triesenberg, welche in der Fabrik in Triesen arbeitete, die ungesun-
de Fabrikarbeit zu lassen. «Wir beide bedauern dich, dass du in die
Fabrik musst, denn das ist Sklaverei und verkürzt das Leben.»
(6.9. 1907). Von ihren Nachbarn in Troutdale schrieb sie: «Der From-
melt kommt fast jeden Abend zu uns, er wohnt ganz nahe. Er hat nur
den jüngsten bei sich, die anderen Söhne sind alle fort, sie lieben bes-
ser?! für andere zu schaffen als daheim.» (9. 5. 1912). Freiheit und
Selbständigkeit als treibende Handlungsmotive begegnen in den Brie-
fen Karolinas immer wieder. Nahezu klischeehaft zeigen sich darin
ihre Wurzeln - eine Nachfahrin der freien Walser am Triesenberg.
Umstellungsschwierigkeiten: Langeweile und Schlaflosigkeit
Karolina fiel die Umstellung von der in Portland und Albina gepflegten
urbanen Lebensform auf den agrarisch durchformten Lebensrhyth-
mus in Troutdale nicht leicht. Sie klagte über Langeweile auf dem Land
während des Winters, die nur durch Lesen zu überbrücken sei. Dies
zeigt bereits die städtische Prägung ihrer Lebensform. «Es ist im Win-
ter wohl recht langweilig hier, denn man ist zu viel ans Haus gefes-
selt.» (21.1.1896). «Es ist hier recht langweilig auf dem Lande, wenn
wir nichts zu lesen hätten, wäre es nicht zum Aushalten, aber wenn
ich nach Portland gehe, bringe ich immer viele Bücher mit zum Lesen.
Da sitzen wir Abends und lesen bis 10 Uhr.» (18. 11. 1897). «Sonntags
und Abends sind wir beschüftigt mit Lesen, denn wir haben drei Zei-
tungen die Woche.» (13.2. 1904). Der stádtische Einfluss kam immer
wieder zum Tragen, und auch wenn Karolina betonte, wie sehr es ihr
auf dem Land gefalle, so nannte sie im gleichen Satz den urbanen Cha-
rakter dieses Landlebens: «Wir haben es recht schón auf dem Lande,
unser gutes Auskommen, wir haben 3 Kühe, 1 Pferd, 40 Hühner. Ich
brauche kein Butter mehr machen, denn wir haben eine Maschine, wo
gleich nach dem Melken den Rahm von der Milch sondert. Den kommt
jede Woche zweimal ein Mann, wo wir den Rahm zu ihm verkaufen, er
bringt uns alles, was wir brauchen, wir haben freie Postlieferung bis
zum Haus jeden Tag, freie Bibliothek, aber nur Englisch, somit ist es
fast schöner wie in der Stadt, bloss die Kirche sollten wir näher
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