viel gesünder auf dem Lande wie in der Stadt. Aber nun möchte ich so
gerne bald hören wie es bei euch in der alten Heimath geht - und täg-
lich denke ich, und wünsche dich bei mir zu haben, wir könnten unsere
wenigen Jahre was wir noch zu leben haben, recht schön haben. Was
macht nun mein lieber Bruder und seine Kinder, ich wünsche ihn so oft
hieher aufs Land, dan braucht er nicht mehr in die Schweiz zu gehen
auf dem Lande ist Arbeit genug und zu essen hat man hier auch
genug, denn es wächst hier alles ausgezeichnet, blos haben wier keine
Kirche hier, jedoch hoffen wier, dass es bald auch eine gibt, ich gehe
jeden Monat einmahl nach Portland, es ist 20 Meilen von hier auf der
FKisenbahn in die Kirche und dan mache ich auch meine anderen
Geschäfte ab, ich habe meine 2 Häuser vermiethet dort, eine Meile ist
aber nur 20 Minuten, folglich nimt*® es nicht lange bis ich dort bin. Die
Katharina ist recht froh, dass ich hier bin wier sind täglich beieinan-
der und ihr Bruder auch ich glaube seine Frau hätte es recht gut hier
er hat ein schönes Stück Land hier und 4 Kühe, auch Alexander ist
gesund, hat aber eine grosse Famili 7 Kinder. Ich habe gehört, dass
der Lehrer Lampert“? letzten Sommer wieder draussen war. Es wun-
dert mich auch was für eine, der Base Agatha ihr Thochterman wieder
geheirathet hat. Jezt liebe Schwester schreibe mir recht viel, und alles
was du mir irgend mitheilen kanst, ich würde dier viel mehr schrei-
ben, von hier, aber ich denke du hast nicht viel Intresse an demselben,
ich weiss wo deine Gedanken am meisten weilen, ich hoffe jedoch,
dass sich dein Schmerz ein wenig gelindert hat, wier wollen es nicht
haben wie die Heiden, die keine Hoffnung haben, sondern wier wissen
wo wier einst unsere Lieblinge finden werden. Was machen meine
anderen Geschwister? und alle meine Bekante, ich habe die Hoffnung
noch nicht aufgegeben, dass ich euch alle noch einmal sehen werde.
Jezt liebe Schwester schreibe mir gleich, denn ich warte mit schmer-
zen, warum du mich so lange ohne Nachricht liessest, hoffentlich wirst
du doch nicht krank sein, schreibe mir was macht auch das Theresi
Beck und seine Kinder, und alle meine lieben Freunde grüsse mir alle;
heute am 5 März wo ich diesen Brief schliesse bin ich in Portland ich
war in der Kirche und besuche meine lieben Freunde nächsten Diens-
sag gehe ich wieder Heim. Jezt viele grüsse an Euch alle meine
Zeschwisterte und Verwandte besonders bist du gegrüsst von Julius
und mir Deiner dich liebenden Schwester - Karolina Lampert —- Meine
Adresse Troutdale Oregon North-Amerika»
Karolina nennt in ihrem ersten Brief aus Troutdale, wohin sie mit
hrem Sohn Julius im Sommer 1892 zog, zwei Motive für den Neuan-
’ang in einer agrarisch geprägten Umgebung: erstens die Gesundheit
des Landlebens, welche insbesondere für ihren Sohn von Vorteil sei
and zweitens die Nachbarschaft zu den Triesenberger Verwandten
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