denn ihre Lunge ist noch recht schwach und sie nimt auch noch immer
Medizin.» (11.5.1879). Theresias Gesundheitszustand blieb in der
Folge jedoch angeschlagen. «Meine Tochter Theres ist nicht recht
stark, sie nimmt immer Fischlebertran, der Doktor sagt, wenn sie
zwanzig Jahre alt ist, wird sie erst stark, sie ist grösser als ich.» (4.5.
1887). Fischlebertran sollte den zu Rachitis führenden Vitamin-D
Mangel kompensieren. Doch trat keine Besserung ein. «Mit schwer
erfülltem Herzen schreibe ich dir diese paar Zeilen, denn meine liebe
Theresie ist krank, sie hat es an der Lunge. Sie hat schon lange den
Husten, und diesen Winter hat sie sich eine starke Erkältung zugezo-
gen und seitdem ist sie recht krank.» (22.3. 1888). Wenig später starb
sie. «Die Theresia war eineinhalb Monate weniger wie 19 Jahre alt
geworden, am ersten Mai Morgens früh starb sie. Jedes Jahr an dem
Tag hat sie das Marienlied gesungen: Maria Marienkönigin dich will
der Mai begrüssen usw. Sie konnte so schön singen. Wir sangen alle
Tage zusammen, es ist aber kein Ton mehr über meine Lippen gekom-
men, seit dem sie gestorben ist.» (26.8.1891). Die Trauer über den
Verlust des zweiten Kindes bestimmte die folgenden Lebensjahre Ka-
rolinas. «Letzten Sommer waren wir eine Zeit lang auf dem Lande, wo
der Banzer wohnt, die Karolina Beck und Ursula waren auch dort,
denn ich dachte es wäre vielleicht besser für mich, ich könnte die Zeit
besser herumbringen, aber es war dasselbe überall wo ich bin, und
was ich tu habe ich nur ein Gedanke, und der ist bei meiner lieben
Theresie.» (20.3.1889). «Ich habe aufgegeben Karbetweben seit dem
wie die liebe Theresie gestorben ist, denn ich habe doch an allem kei-
ne Freude mehr.» (13.1.1890).
In dieser Zeit der Trauer, die in den Briefen in einer bedrückenden
und einfachen Sprache zum Ausdruck kommt, widerfuhr ihrer Schwe-
ster Juliana Sele, gleichfalls Witwe wie Karolina, das gleiche Schicksal
am Triesenberg: Ihre Tochter Kreszentia starb am 12. April 1890.
Karolina kündigte darauf ihren Besuch in Triesenberg an: «Liebe
Schwester, ich und Julius werden dieses Frühjahr kommen, wenn uns
der liebe Gott gesund erhält und euch besuchen ... ich habe mein Geld
zwar alles in Liegenschaften angelegt, aber ich werde nach Neujahr
probieren, etwas davon zu verkaufen, dass wir Reisegeld haben hin
und zurück.» (13. 12. 1890).
Vor dem Hintergrund der alles bestimmenden Trauerarbeit liess sie
keinen Zweifel aufkommen, wo sie ihre Heimat nun sah: «Jetzt liebe
Schwester sei recht stark, muntere dich ein wenig auf, bis ich dich
selbst sprechen kann und wir uns gegenseitig unser Leid klagen kön
nen. Wie lieb wäre es mir, wenn du dich entschliessen könntest mit
uns zurückzukehren, dass wir uns in gesunden und kranken Tagen
pflegen könnten, liebe Schwester denke, dass ein Schwesternherz
A]
Biographische Beiträge