(Fluss) für 25 Cent die Person können wir sechs Meilen hin und zurück
auf einem Dampfschiff fahren.» (4.5. 1887). Die Natur wird nicht mehr
ausschliesslich als Ort primárer Produktion verstanden, sondern in
einem ásthetischen Naturempfinden als Erholungsmóglichkeit des
Stadtmenschen interpretiert.
Diese Angleichung an stádtische Lebensgewohnheiten spiegelt sich
in den zahlreichen Bemerkungen zum Wachstum der Gemeinde wider.
«Portland ist eine grosse Stadt, es hat bald einhundert und vierzig-
tausend Einwohner, es werden wieder neue Eisenbahnen und Brücken
über den Colombia gemacht.» (1885). «Ich will dir auch eine Karte von
Portland schicken, das ist aber nur das Mittel von Portland, da sie
nicht die ganze Stadt kónnen darauf tun, die Ostseite ist auch darauf
aber auch nicht alles du kannst die Schneeberge sehen in der Ferne,
mein Haus kannst du finden, suche das 122 X mit diesem XXX-Zei-
chen, stelle dich gegen Osten, wenn du die Karte anschauest und dann
suche im südlichen Teile von der Stadt das 122 ist den Schwestern ihr
Backsteinhaus und meins ist ganz nahe dabei. Becks sind im nórdli-
chen Teil der Stadt gerade in der Ecke nahe am Fluss, wir haben 3
Brücken jetzt über den Fluss und es gibt noch mehr. Portland hat sich
ungemein vergróssert seit ich hier bin, man braucht nicht mehr zu lau-
fen, man kann überall hinfahren, bloss kostet es Geld.» (20. 10. 1886).
«Portland ... ist und bleibt die Hauptstadt in Oregon, es wird noch eine
Eisenbahn gebaut, dann kommen vier verschiedene Eisenbahnen
zusammen, nebst Schiffahrt ... Es wird eine Eisenbahnbrücke gebaut,
eine andere zum Gehen und mit Wagen fahren ist schon gebaut diesen
Herbst und Winter, diese werden gebaut zum Auf- und Zudrehen,
damit die Schiffe doch vorbei kónnen.» (17.2. 1887). Das aufmerksame
Kommentieren der Veränderungen der Stadt war nur aufgrund der
genauen Beobachtung möglich. Der distanzierte Blick auf die Stadt, die
ihrer Grösse wegen vereinnahmend und erschreckend zugleich ist,
lässt sich als ein Merkmal für die Übernahme stadtbürgerlicher
Lebensformen verstehen.
Die wachsende Stadt und die sich damit bietenden Verdienstmög-
lichkeiten waren Anlass für Karolina, ihre Geschwister erneut zu einer
Reise nach Amerika aufzufordern. «Für ihren Mann (i. e. Eberle
Lorenz, Mann von Karolinas Schwester Theresia) sein Handwerk wäre
es gut hier, denn weil es hier nicht kalt wird, so werden die Häuser
nicht so dick gemacht, ausseit nehmen sie Bretter und inseit werden
sie gelättelt und gepflästert, also das pflästern und weiss machen
könnte er tun, liebe Schwester sage es ihnen, wenn sie kommen, wer-
den sie es gewiss nie bereuen und die Reise ist jetzt arg billig und
schnell.» (28.3.1886).
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