fenden Worten: «Ich habe wohl schon oft gedacht, seitdem mein liebes
Kleines gestorben ist, ich möchte die Welt an ein Ende laufen, aber ich
muss auch noch für meine zwei anderen sorgen.» (8. 12. 1876).
In dieser namenlosen Not hätte sie insbesondere ihrer in Freeport
siedelnden Verwandten aus Triesenberg bedurft. Doch diese waren
bereits 1874 nach Oregon gezogen. «Aber nun bin ich ganz allein hier,
denn Xaver Lampert und Alois Lampert sind mit ihrer Familie nach
Oregon. Luzius Hoch ist auch mit ihnen. Der Xaver und Kreszenza sind
bei ihrem Schwiegersohn auf das Land 50 Meilen von Portland und die
anderen sind in Portland geblieben. Die Josepha ist auch mit ihnen
und ihr Mann ist in Iowa. Sie bleibt aber nur ein Jahr dort bei ihrer
Tochter Marie und dann kommt sie zurück.» (15.11.1874). Xaver,
Alois und Josepha Lampert, die 1850 von Triesenberg ausgewander-
ten Onkel und die Tante des Mannes von Karolina, zogen nach nahezu
25 Jahren weiter von Freeport nach Portland. Doch nun waren nicht
mehr sie die Vorwanderer in ein unbekanntes Gebiet, sondern ihre
Kinder und Schwiegerkinder waren bereits als Wegbereiter vorange-
gangen. Diese Weiterwanderung nach Westen vollzog sich im Gefolge
der Wirtschaftskrise, die ganz Amerika seit dem Zusammenbruch
eines grossen Bankhauses und der Schliessung der New Yorker Börse
im September 1873 erschütterte. «Industriebetriebe schlossen, der
Eisenbahnbau wurde so gut wie eingestellt, in den grösseren Städten
standen die Leute vor den Bäckereien Schlange und Landstreicher
bevölkerten die ländlichen Gebiete. Die Zahl der Konkurse stieg 1574
auf fast 6000. 1875 betrug sie bereits fast 8000, und 1876 war sie auf
über 9000 angewachsen.»*
Noch mehr von den Verwandten Karolinas verliessen Freeport und
sie selbst trug sich auch mit dem Gedanken, weiterzuziehen: «Es sind
hier alle meine Verwandte fort, die Barbara® ist mit ihren Töchtern
nach Oregon und die Josepha’ ist nach Iowa gezogen, und am letzten
Donnerstag ist auch noch die Justina® nach Oregon. Wenn ich meine
Haus und Lott hätt können gut verkaufen, dann wäre ich auch mit der
Justina nach Oregon. Sie hat aber mir versprochen, wenn es für mich
viel besser wäre wie hier, das ich mehr verdienen könnte, sie wolle mir
schreiben, dass ich auch sobald wie möglich nachkäme, und ich werde
es auch tun, denn von Euch kommt doch keines hieher.» (Oktober
1875). Besonders schwer wog, dass die Schwägerin Justina Lampert,
welche mit einiger Sicherheit gemeinsam mit Karolina ausgewandert
war, nun ohne sie weiterzog. Der Sippenverband blieb trotz dieser
Trennung wesentliche Orientierungsgrösse in Karolinas Plänen.
Weshalb aber zog Karolina nicht mit ihren Verwandten? Das Ehe-
paar Lampert muss sich bereits vor Ableben des Mannes ein eigenes
Haus gebaut haben, und dieses Kapital setzte Karolina nicht leichtfer-
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