Volltext: Nach Amerika!

elle Substanz zu verleihen. Seit 1936 hatten die damaligen Besitzer, 
die Familie Rheinberger, dem Land Liechtenstein die Burg wiederholt 
zum Kauf angeboten; bei der Regierung war das Angebot stets auf 
Ablehnung gestossen. Auch die Gemeinde Balzers wollte weder von 
einem Kauf noch von einer Beteiligung an einem Kauf etwas wissen, 
Zwar hatten Egon Rheinberger, ein Burgenbauer, und seine Frau 
Maria Aloisia, geborene Schaedler, bewiesen, dass in diesem Land 
Kunstverständnis und leidenschaftliche Liebe zu historischen Denk- 
mälern existierten, aber sollten auch in der Regierung etliche solcher 
Einsichten und Gefühle vorhanden gewesen sein, so reichten sie nicht 
als Antrieb, die Burg zu erwerben. Obwohl das Gebäude von der Fami- 
lie Rheinberger in sehr gutem Zustand und mit kostbarer Innenein- 
zichtung für nur 200’000 Franken angeboten wurde, schob man noch 
1949 bei einer Abstimmung im Landtag «Sparzwang» vor. Während 
der Debatte sei auch von «den Nazis» in der Familie Rheinberger die 
Rede gewesen. Mit dieser Sippenhaftung wurde das Thema «Guten- 
berg» für mehr als ein Vierteljahrhundert vom Tisch gewischt. 
Oft hatten Vandalen die Burg heimgesucht, solche, wie der Kastel- 
lan sagt, «die zur Tür hereinkamen und die Burg durch zerschlagene 
Fenster verliessen.» Da es nicht möglich war, die Burg im Winter zu 
beheizen, war sie nur im Sommer bewohnbar, es blieb also genug Zeit 
zum «Zläädwärcha». Die Einbrecher, die nie gefasst wurden, schreck- 
ten weder vor Brandschatzung, Einschlagen von Türen und Fenstern 
noch vor Zerstörung von Mauersimsen, Zertrümmern von Schränken, 
Truhen und Kunstgegenständen zurück. Sie legten ein beschämendes 
Zeugnis von Unverstand, Bosheit und Respektlosigkeit ab. Es wird 
auch erzählt, dass Lausbuben die Filmrollen zerstört und sich der 
Weinflaschen im Keller bedient hätten. Von angeblich gestreutem Mehl 
zur Identifizierung der Eindringlinge weiss aber in Balzers weder der 
Kastellan noch der frühere Vorsteher Emanuel Vogt. 
Frau Kindle de Contreras Torres bescheinigt der Burg eine gute 
Atmosphäre. «In Gutenberg haben viele Menschen ihre Kräfte hinter- 
lassen, ihre starken Gefühle und starken Gedanken sind immer noch 
spürbar.» Das Ehepaar hielt sich oft in der Burg auf. Die Burg und sei- 
ne Umgebung inspirierten Miguel. Seine Underwood-Schreibmaschine 
stand auf einer Truhe parat, und er hämmerte darauf ein, wenn ihm 
atwas einfiel. 
Als das Land und die Gemeinde Balzers sich schliesslich mit aller 
Energie für den Erwerb des Kulturguts einzusetzen begannen, war 
noch einmal für böses Blut gesorgt, obwohl dieses Mal der primitive 
Vandalismus und kein politisches Zerwürfnis die Zwistigkeiten hervor- 
gerufen hatte. Lobte H. H. (Hubert Hoch, der damalige Chefredaktor) 
im «Liechtensteiner Vaterland» den Einsatz und den Kunstverstand 
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