«Jeder schmiedet sich seine Heimat selbst, denn die wahre Heimat
ist das Innenleben», sagt Hermine. Das Innenleben spiegelt sich im
Alltag: «Wir sollten unser Leben mit Liebe füllen. Wir selbst sind die
Hauptperson, die Liebe geben kann, und zwar mit vollen Händen. Nur
wenn das Leben mit Liebe gefüllt ist, ist es ein wirkliches Leben. Sehen
Sie doch eine Blume an: Sie entwickelt sich, entfaltet sich zur Blüte,
Sie fühlen, dass sie Sie bereichert, und dann sind Sie auch reich. Die
Liebe ist die grösste Kraft. Was man liebt, behält man und es lebt mit
uns. Es ist alles für uns da, das Meer, die Berge, die Wüste, in der
Nähe von lieben Menschen - oder weniger lieben - in allem lebt Gott
Das Wichtigste ist, gut zu denken. Gedanken sind Dinge und werden
Werke. Was Sie besitzen, ist ein Produkt der Gedanken. Im geistigen
Denken liegt die ganze Kraft. Sie meinen, der Tisch hier, der Spiegel,
der Teppich, also das Materielle, dominiere hier. Falsch. Alles exi-
stierte schon in Gedanken. Wer gross denkt, beginnt im Grossen zu
leben. Ich habe immer gross gedacht.»
Solche Aussagen lassen eine U.S.-amerikanisch geprägte Geistes-
haltung vermuten. In mir kommt die Frage auf, ob sie zum Beispiel]
Norman V. Peales Buch «Die Kraft positiven Denkens» gelesen habe
«Nein», sagt sie, «aber es ist mir schon oft passiert, dass ich etwas
erzähle, und es stellt sich heraus, dass die andern Menschen das Glei
che denken oder etwas Ähnliches gelesen haben. Die Wahrheit ist eben
immer dieselbe. Was ich sage, berührt sie, weil die Wahrheit sich nicht
ändert.»
Und wie hat sie ihre Gedankenkraft erlangt? «Schauen Sie doch
von Matschels oder Triesenberg hinunter ins Tal und auf den Rhein.
Der Blick kann schweifen, die Gedanken sind frei. Das Schlimme ist
nur, nicht richtig, nicht gut zu denken. Die Kraft, sich das Positive vor-
zustellen und den Glauben daran, habe ich von meiner Mutter gelernt.
Und eine Mutter kann nicht sterben, ihr Geist lebt im Innern weiter.
Liebe Menschen senden uns Liebe von drüben, sie denken mit uns,
wenn sie noch nicht weitergegangen sind auf ihrer Reise im Jenseits.
Auch Mexiko ist ein interessantes Land, landschaftlich findet sich hier
alles: das Meer, Berge, Täler. Ein Mexikaner gibt viel Liebe. Ich bin
hier umgeben von Leuten, die, wenn ich sie rufe, nicht kommen, son-
dern rennen. Natürlich gibt es hier Menschen aller Klassen. Jeder
muss versuchen, das Leben in seinem Milieu zu gestalten. Mein ver
storbener Mann hatte eine schöne Mentalität. Er hat viel getan für
andere Menschen, sonst hätten wir uns nicht gegenseitig angezogen.
Seine Güte wirkt heute noch weiter. Er hat viele Schauspieler geför
dert und gross gemacht.»
Hat sie auch Neid erfahren? «Neid kann man nicht verhindern,
aber man muss darauf nicht eingehen. Man soll den Menschen dafür
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