Volltext: Nach Amerika!

Regisseursgattin und Hauptdarstellerin erlaubt habe, das Leben Maria 
Magdalenas darzustellen, bevor sie als reuige Sünderin, wie wir sie 
von der Bibel zu kennen glauben, in Erscheinung tritt. Besonders ein- 
drücklich sollen die Bilder vom Palast der Kurtisane Maria von Magda- 
la sowie des alten Ägypten mit all seinen Pyramiden sein. 
Die Filmkopie, erklärt Hermine, liege fest verschlossen auf «Schloss 
Matschels», wie sie ihr Liechtensteiner Domizil oberhalb von Triesen 
nennt. Da komme niemand dazu. Früher wurden einige ihrer Filme in 
Liechtenstein gezeigt - zum Beispiel «La Paloma» und eben «Maria 
Magdalena» —, aber heute wird auf eine Vorführung verzichtet. 
Ihr Neffe Wilfried Kindli erklärt, dass heute niemand die Acetatko- 
pien der Filme in einen Filmprojektor einlegen würde, denn das Mate- 
rial würde die Hitze der Projektorlampen nicht mehr vertragen. Televi- 
sa in Mexiko übernehme aber die Rollen, dann würden sie umkopiert 
und auf Video verfügbar gemacht. 
Völlig überrascht stellen wir fest, dass am Tag vor dem Besuch bei 
Frau Kindle de Contreras Torres in einem Filmstudio in Cuernavaca 
«La Paloma» gezeigt worden ist, ein berühmt gewordener Film ihres 
ersten Mannes, in dem sie als Kaiserin Carlota ihre Lebensrolle spielte. 
Die Legende lebt, nicht nur in Fleisch und Blut, sondern auch im Kino. 
«Es ist schon so lange her» 
Ich reiste nach Mexico City, um mir von Frau Kindle über ihre Aus- 
wanderung und ihren Start in Hollywood erzählen zu lassen. Wie 
kommt eine junge, unerfahrene Frau aus Triesen dazu, Hollywood zu 
ihrem Ziel zu erklären? Was erwartete sie? 
1925 ist das Auswanderungsjahr Hermines. Sie ist gerade zwanzig 
Jahre alt. Mit ihrem Bruder Engelbert reist sie nach New York und 
fährt gleich allein weiter nach Kalifornien. 
Das Hollywood des Films existiert seit dem Ersten Weltkrieg. Cecil 
B. De Mille, 1881 in den USA geboren, gilt mit dem Film «Die zehn 
Gebote» als Gründer Hollywoods. Neben andern wird ein russisch- 
jüdischer Einwanderer und Altwarenhändler, Luis B. Mayer, der ein 
Jahr älter als Hermine ist, die grösste Filmgesellschaft aller Zeiten auf- 
bauen: Metro-Goldwyn-Mayer. Vorsorglich kauft er kleine Kinos auf, in 
denen später die Filme mit dem brüllenden Löwen im Vorspann 
gezeigt werden und Verbreitung finden. MGM liess keinen Zweifel dar- 
an, dass ihr Hauptanliegen die Eroberung des grössten Marktanteils 
war und nicht die Förderung von Filmen zu differenzierten oder gar 
nonkonformistischen Themen und Persönlichkeiten. Die Filmgesell- 
schaft überschwemmte auch die nationale Filmindustrie des benach- 
barten Mexiko, besonders nach der Einführung des finanziell aufwen- 
digen Tonsystems. 
Biographische Beiträge
	        

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