brannt. Ich war, wie andre drei Schwestern, schon von Natur aus
braunhäutig. Wir hatten lange, dicke schwarze Haare. Ich konnte sit-
zen auf den Zöpfen und <di ä&> (ihre Schwester, die in Zürich lebte)
konnte die Haare wie einen Mantel bis auf die Füsse hinunter um sich
herumlegen. Unsere Mutter hat uns den Kopf regelmässig mit selbst.
angesetztem Brennesselwasser gewaschen. - «< ha viel gschaffat füar
dia graua Hoor wo n i höt ha...>»
Von einer Frau in Triesen, etwa im Alter von Frau Kindle, hörte ich,
dass die drei Schwestern die schönsten Mädchen weit herum gewesen
seien. «Die Schönste ist aber unsere Mutter gewesen.» Schönheit war
immer schon eine Herausforderung an sich selber. Der Sonntag wenig-
stens bot Gelegenheit, ihr den gewünschten Tribut zu entrichten. «Am
Sonntag zog man sich schön an. Man war froh, wenn man ein gutes
Kleid und schöne Schuhe hatte. Den Stoff hat man in der Fabrik
gekauft. Es war guter Stoff, und wenn das Kleid gar nicht mehr pass-
te, machte man etwas anderes daraus. <D’Määtla hen nüt dörfa ma:
he>, auch nicht studieren. Wir durften auch nicht baden gehen in den
Fabrikweihern. Ich habe mit 14 in Zürich schwimmen gelernt. Einmal,
ich war etwa 15 oder 16, haben ein paar von uns berichtet: «Jetzt
gehen wir baden.> Ein Oberdörfler kam vorbei. «So, jetzt werdet ihr auf
dem Kirchenplatz verrüafb, hat er gedroht. Das ist etwa so, wie wenn
man heute eine Mitteilung ins «Kästle» hängt. Er hat uns beim Weibel
verklagt. Ich bin erschrocken. Am nächsten Sonntag habe ich mich
nicht getraut, in die Kirche zu gehen. Ich hoffe, er hat lang genug
gelebt, um zu sehen, dass Kinder, auch die Mädchen, baden dürfen.»
Ob sie heute noch baden und schwimmen gehe, möchte ich wissen.
«Oh ja, jede Woche einmal nach Bad Ragaz.»
Biographische Beiträge