Elwina Kindle (ganz links)
mit Reisegefährten auf dem
Schiff «Bremen», das sie
1930 nach New York
brachte
Essensreste wegwerfen konnte. Das Schiff, mit dem ich auswanderte,
war die «Bremen. Es gab drei Auswandererschiffe mit diesem Namen.
Bis Bremen fuhr ich mit dem Zug.»
Wie kam sie auf dieser Reise zurecht? «Dumm und unaufgeklärt,
wie ich war, brauchte es schon mehr Glück als Verstand. Wenn man
ein Kind wie mich wegschickt, muss jemand dafür sorgen, dass es im
richtigen Zug sitzt.» Gefahren sei sie aber immer allein. «/ch habe alle
Stürme mitgemacht. die auf dem Wasser und die in der Luft.»
Arbeitsjahre
«In New York hat mich ein Verwandter erwartet. Ich kam in Ellis
Island an, die Leute mussten zuerst durch das doctor’s office. Ich sah
gesund und pausbäckig aus, mich hat man sofort durchgelassen. Eine
Frau, die so «verläbt aussah, hat man zurückgehalten. Erst später
habe ich begriffen, was mit ihr los war. Ich fuhr allein mit meinem Nef-
fen nach Cincinnati, Ohio. Ich konnte kein Englisch. Die Fahrt dauerte
24 Stunden, es war Juli und eine furchtbare Hitze. Schon nach drei
Wochen arbeitete ich als Hausangestellte in einer Familie mit vier
Kindern. Das letzte hatte die Frau nicht mehr gewollt, deshalb war es
Tag und Nacht in meiner Obhut. Der grosse Bub hat alles weggeges-
sen. Es war keine gute Stelle, und ich konnte nie zur Kirche gehen. Mit
den Kindern habe ich Englisch gelernt.
1930 war auch in Amerika ein schlechtes Jahr. Für die Männer gab
es keine Aussicht auf Arbeit. Die Frauen haben eher etwas gefunden.
Ich habe immer gearbeitet, ich war es nicht anders gewohnt.
Eigentlich wollte ich Krankenschwester werden. Aber ohne Sprach-
kenntnisse und ohne Geld war das auch in Amerika unmöglich. 1932
„In.