Volltext: Nach Amerika!

Mass gegenüber. Anfangsschwierigkeiten schien es zunächst kaum zu 
geben. Die ersten zweieinhalb Monate nach ihrer Ankunft wohnten 
Aline und Martin bei ihrem Onkel Philipp Alber, und schon am 17. 
März 1885 gründeten sie ihren eigenen Haushalt.‘*! Martins Suche 
nach einer Verdienstmöglichkeit allerdings schien nicht so erfolgreich 
zu verlaufen. Schliesslich fand er im Mai 1885, fünf Monate nach der 
Ankunft, eine Stelle bei der Brauerei der Onkel Alber und Rettig. Der 
Familienverband bot als Solidargemeinschaft dem jungen Paar auch 
beruflich eine anfängliche Sicherheit. 
Die Tätigkeit in der Brauerei wurde für Martin zur lebenslangen 
Qual. Die anstrengende Arbeit brachte zudem nur wenig ein, so dass 
Aline ihrem Schwager Jacques in Frankreich schrieb: «Martin arbeitet 
in der Brauerei der Onkel Rettig und Philipp seit dem Mai 85 mit einer 
Unterbrechung von zwei Monaten im Jahre 86. Ich kann dir versi- 
chern, es ist eine mühselige Stelle, bei welcher man nicht zum Millio- 
när wird. Ich weiss nicht, wie er es macht, dass er es dort aushält.»** 
Die Ambivalenz zwischen der Hilfe der Familie und Martins per- 
sönlichen Wünschen und beruflichen Vorstellungen wird in Alines 
Schreiben deutlich. Martin stieg nach einem Jahr aus und kündigte die 
Stelle. Die wirtschaftliche Situation erlaubte jedoch keine Neuorientie- 
rung. Martin blieb ohne Arbeit. Es war Martins Onkel Jakob Alber, der 
ihn im Sommer 1886 überredete, wieder in die Brauerei zu gehen. 
Doch die Situation verschlechterte sich. Alines Tagebuchaufzeichnun- 
gen lassen die Schwierigkeiten ihres Mannes erahnen: «Unsere Fami 
lie ist immer mehr gestört durch die Widerwärtigkeiten, die Martin in 
der Brauerei erlebt.»*? 
Fünf Jahre nach seinem Wiedereintritt in das Unternehmen eman- 
zipierte sich Martin von der Bindung an Familie und Brauerei und 
wechselte den Beruf: «Schliesslich am 1. September 1892 verlässt 
Martin endgültig die Brauerei. Er ändert sich, er wird wieder besser 
und hat mehr Interesse am Leben. Ich bin glücklicher, aber es ist für 
ihn sehr schwer, eine sichere Beschäftigung zu finden !»"** 
Aline berichtete ihrer Freundin Anna Vogt über die neue Tätigkeit 
ihres Mannes in etwas skeptischen Worten: «Sie würden nicht denken 
was Martin tut jetzt? Eine Geldtasche an der Maschine tut er sie 
nähen ... Es scheint, dass es wird auch sich ändern für uns, hoffe ich 
für besser»! Die monotone Akkordarbeit entsprach nicht den Erwar- 
tungen Alines und ihrer Freundin. Gleichzeitig aber nährte der Weg- 
gang von Martin aus der Brauerei die Hoffnung auf eine positive Ver- 
änderung der materiellen Situation. 
Aline hatte, so gut sie konnte, zur Erleichterung der Lage beigetra- 
gen. Sie nahm schon im April 1891 Kostgänger der Brauerei bei sich 
auf. wodurch sie Mieteinnahmen erzielte. Ein Garten und eine Hüh- 
Biographische Beiträge
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.