schalten und walten kannst nach deinem Gutachten. Und hoffe das
löbliche Oberamt von Vaduz wird auch nichts dagegen haben. Mit der
Unterschrift von deinem Onkel und Tante (das ist ein Present)
Philipp Alber, Barbara Alber».'°®
Die Schenkung an seine Nichte war mit Schwierigkeiten verbunden,
ınd Philipp Alber musste seinen in Mauren lebenden Neffen Martin
ım die Erledigung der Behördenwege bitten. «Werter Neffe Martin -
Die Vollmacht und die Briefe habe ich den 27 March mittags erhalten
und so bald wir die Briefe gelesen hatten so sind ich und meine Frau
gleich auf das Gericht, zum Gerichtsschreiber, und haben es recht
gemacht nach dem Gesetz, und um 3 Uhr war die Vollmacht schon auf
der Post, um 6 Uhr war er schon auf der Eisenbahn. Werter Neffe ich
bin zuerst böse geworden, dass die erste Vollmacht nicht gültig war.
Was habe ich gewusst von den Nummern, Folio oder Grundbuch, ich
habe das Stück Land in 40 Jahren nicht gesehen, weil ich immer in der
Fremde war. Ich weiss nicht warum man so lange gewartet. 0b das
löbliche Oberamt nur gern viele Umstände macht oder ob es euere
Schuld ist. Es macht aber nichts, nur hoffe ich, dass die Aline jeden
Kreuzer bekommt, was das Land bringt, und hoffe, dass nicht mehr
Unkosten gemacht werden, als es die Notwendigkeit erfordert und hof-
fe, das löbliche Oberamt von Vaduz wird auch behilflich, denn sie ist
meine Nichte, und hoffe dass ihr alles für sie tut, was ihr könnt. In
ginigen Tagen werde ich ein anderen Brief schicken, aber ich muss
zuerst mein Bruder Jakob sehen. Achtungsvoll Ihr Onkel Philipp
Alber» 197
Aline erfuhr die Unterstützung ihrer Verwandtschaft mütterlicher-
seits während ihrer Ausbildung durch die Tante Fontaine. Nach dem
Ableben des Vaters und nach den ersten beruflichen Schritten als Leh-
:erin kam sie nach Liechtenstein und Österreich, um Deutsch zu ler
ı1en, was durch die Verwandtschaft väterlicherseits gefördert wurde.
Als die Auswanderungsabsichten von Aline konkreter wurden,
stellte der in Amerika befindliche Onkel Philipp das Startkapital zur
Verfügung. Ihrem Cousin Martin dagegen ging die amerikanische Ver-
wandtschaft nicht in gleicher Weise zur Hand. Der Grund mag darin
liegen, dass Aline ihren Vater verloren hatte und dass sie als weibliche
Waise in einer schwierigeren materiellen Lage war.
Aline stellte sich demnach ihrer liechtensteinischen Verwandtschaft
als Frau dar, die aus gutbürgerlichem Haus stammte, ein hohes Bil-
dungsniveau besass und die Unterstützung einer grossen Verwandt-
schaft genoss. Dieses Kapital galt es zu wahren.
Einer Verbindung der in Frankreich geborenen Aline und des noch
ın Liechtenstein lebenden Cousins Martin standen aber beide Familien
zunächst skeptisch gegenüber.
Biographische Beiträge