Volltext: Nach Amerika!

Ihre Tochter Marthe schilderte Aline die. Angelegenheit aus einer etwas 
anderen Sicht: «Ich denke, solange Mama arbeiten konnte, war sie 
ihm nützlich. Jetzt, da sie alt wird, wird er sie noch ein wenig behal- 
ten, wie es sich gehört. Sobald sie aber nichts mehr tun kann, werden 
sie sie mir schicken.»® Dazu kam es nicht. Josefine starb verhärmt 
1904 in Cornimont. 
Emile Alber (1861-1932) 
trat als ältester Sohn in die Fussstapfen seines Vaters. Er arbeitete als 
Bauhandwerker und Zimmermann. Emile dachte wie Aline zu Beginn 
der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts auch an eine Auswanderung 
nach Amerika, kam aber kurz vor der Abreise von Aline von seinem 
Vorhaben ab.® Er blieb in Vagney. Seine Schwester Marthe unterstütz- 
te seine Geschäfte und lieh ihm 300 Francs, die er im Dezember 1888 
nicht zurückzahlen konnte.” Zum Jahresbeginn 1889 lieh sie ihm 
nochmals 2’100 Francs.® Mit diesem Kapital ersteigerte er im Früh- 
jahr des gleichen Jahres ein Haus um 4’620 Francs samt Werkstatt 
und Einrichtung.® Zwei Monate später heiratete Emile die 1868 gebo- 
rene Marie Josefine Grospeau. Die finanziellen Belastungen wuchsen 
dem jungen Paar über den Kopf. Noch im Jahr ihrer Heirat wurde alles 
verpfändet. Die Schwester Marthe sprang wieder mit 200 Francs ein. 
damit wenigstens die Sachen der Mutter erhalten blieben.’® Dennoch 
wurden Möbel und Güter verkauft. Emile wollte daraufhin nach Ame- 
rika ziehen, nur damit er aus Vagney wegkomme.‘ Eine Krankheit im 
folgenden Winter setzte ihn für zwei Monate ausser Gefecht, was das 
Familieneinkommen wiederum schmälerte. Im Oktober 1891 endlich 
übersiedelte er mit seiner Frau und den beiden inzwischen geborenen 
Kindern, Martha und Joseph, nach Cornimont, wo er zunächst in der 
Tischlerei von Emile Vonclaire Arbeit fand. Seine Mutter zog einige 
Monate später zu ihm.’? Im Mai 1892 starb der Sohn Joseph im ersten 
Lebensjahr.” Zwei weitere Kinder, Aimee und Josef, wurden in den 
Jahren 1893 und 1894 geboren. 
Kindbett und Krankheiten waren stets eine so grosse finanzielle 
Belastung für die Familie, dass Emile auf die Hilfe seiner Geschwister 
angewiesen war. Öfters bat er seine Schwestern Aline und Marthe 
auch um materielle Hilfen zur Vorfinanzierung eigener Tischlerarbei- 
ten.’* Sein Beruf als selbständiger Zimmermann liess Emile nur wenig 
Spielraum und vergrösserte eher die finanziellen Abhängigkeiten. 
Dennoch plante Emile Mitte der neunziger Jahre aufgrund der guten 
Auftragslage, eine eigene Werkstatt zu bauen, und meinte, bald Arbei- 
ter einstellen zu müssen.’® Die Erwerbslage blieb aber instabil und 
reichte wie bei vielen andern Kleinhandwerkern Frankreichs am Ende 
des 19. Jahrhunderts nicht aus, das Existenzminimum der Familie zu
	        

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