Volltext: Nach Amerika!

mehr machen konnte und doch reisen musste. Jetzt habe ich eine klei- 
ne Stelle in der Feuerversicherungsdirektion l’Europe, wo ich mich 
während dem Kriege aufhalten soll als Schreiber, aber wo ich nur hun- 
dert Franken monatlich bezahlt werde und man gibt mir auch ein 
Schlafzimmer. Ich habe mein Zimmer in Luri gleich noch behalten, 
denn ich glaube, wieder dorthin geschickt zu werden, sobald der Krieg 
fertig wird und für dieses Zimmer bezahle ich monatlich zehn Franken 
und 18 wenn ich dort wohne. Vielleicht werde ich an ein anderes Ort 
geschickt als Versicherungsagent. Den 26. August bin ich auf Remire- 
mont gewesen um französische Schriften zu holen, dass ich in Paris 
wohnen konnte, denn alle Deutsche welche aus den Länder sind, wel- 
che Krieg mit Frankreich machen sind von Paris verjagt worden, weil 
aber dieses Liechtenstein nichts angeht, so kann ich mich ohne Furcht 
hier aufhalten. Den 29. bin ich beim Vetter Josef gewesen, etwa eine 
halbe Stunde lang, denn ich musst geschwind wieder nach Luri gehen, 
wo ich erwartet wurde. Ich hatte nicht der Zeit mit ihm zu rechten, 
sonst hätte ich von ihm Eure Schuldverschreibungen verlangt um sie 
Euch zu schicken. Ihr könnt ihm also selbst schreiben, dass er sie Euch 
schicke und dass er Eure Schuld auf meinen Conto anschreibe, denn er 
ist mir 1100 Franken schuldig. Was der Krieg anbelangt so geht es 
nicht am Besten in Frankreich, denn schon mehrere Departements 
sind von Preussen besetzt. Jetzt ist die Preussische Armee nicht weit 
von Paris, und man glaubt dass sie auch Paris angreifen will, aber 
glaube ich, dass hier alle Preussen ihren Tot finden werden, denn 
Paris ist voll Militär und der Eingang schwer. Seit dem 4. September 
ist Frankreich in Republique erklärt worden, welches fast allen Fran- 
zosen gefällt, denn sie haben einen Tyrann weniger. In allen Strassen 
verkauft man Bilder, auf welchen der gefangene Kaiser Napoleon IH 
durch ein Schweinskopf vorgestellt wird. Man ruft überall: «Napoleon 
3. oder der Schweinskopf für zwei Sous>». Den 4. September hat man 
alle Napoleonsbilder ab den Häusern weggerissen und sie vertreten. 
Die Republique ist erklärt worden, ohne dass ein Tropfen Blut geflos- 
sen ist; das ist sehr schön. Obschon die Polizeiagenten sie sich ausge- 
reiht haben, so ist hier alles ruhig und einig. Ich hoffe nun baldige Ant- 
wort und Grüsse Euch alle - Euer Sohn Jacques Alber.»* 
Vier Jahre nach diesem Brief war er bei der Versicherung La Giron- 
de zum Versicherungsdirektor für das Gebiet Bordeaux aufgestiegen: 
«Aber dieser Emploi gibt mir so viel Mühe, dass ich keine ruhige Stun- 
de finden kann», schrieb er an seinen Bruder Martin, der noch in 
Liechtenstein war.? Nach knapp zwanzig Jahren kam Jakob anlässlich 
des Todes seines Vaters Sebastian nach Liechtenstein und Feldkirch 
zurück. Über diesen Besuch berichtete die erfreute Schwester Maria 
Anna nach Amerika: «Der Bruder Jakob ist im August bei uns gewe-
	        

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