herumfahren, damit man den Leuten Lebensmittel geben konnte,
damit sie nicht verhungerten, man musste das Brot in den Neben-
gemeinden backen, die Backöfen stehen alle im Wasser, nur noch einer
war in der oberen Stadt, denn das Wasser reicht jetzt bis zu der gros-
sen Kirche hinauf. In dem Haus wo früher Salzmann gewesen sind, in
den 1870er Jahren, ist das Wasser zum ersten Stock in das Kostzim-
mer hinein, wo du die Schuljahre gemacht hast. In Vandans hat der
Relsbach viele Häuser mit Schlamm und Stein den ersten Stock aus-
gefüllt und Wiesen hoch überschüttet. Viele Familien haben müssen
ganz ausziehen. Die Feldkircher haben eine Strasse gemacht, von der
Mlbruck an mitten auf den Ardetzenberg, wo schon neue Häuser ste-
hen und grosses Mädcheninstitut. Auch haben sie eine Wasserleitung
aus der Samina heraus gemacht und hierbei auf dem Ardetzenberg ein
Wassermesser gemacht, woraus die ganze Stadt Wasser erhält. Aus
der Samina heraus haben sie auch ein Elektrische Drahtseilbahn
gemacht um das Holz heraus zu befördern. In Mauren und Eschen
haben wir jetzt das elektrische Licht von Feldkirch aus. Letzten Winter
hat der Schnee grossen Schaden an den Bäumen gemacht, die Äste
sind viele von den Bäumen abgebrochen, so die Stämme leer dastehen
und sogar noch aus der Wurzel spriessen. Mir hat es in der Bünt für
700 Gulden Schaden gemacht, Äpfel haben wir bekommen nur noch
Most zu machen, aber nicht wie vorher. Die Nahrungsmittel sind teuer,
das Kilo Kuhfleisch 14 Gulden, Schweinefleisch per Kilo 1 Gulden 20
Kreuzer, Weizenmehl per Kilo 23 Kreuzer, Teigmehl 12 Kreuzer, Butter
ver Kilo 1 Gulden 6 Kreuzer, Erdäpfel 1 Kilo 5 Kreuzer. Nun wünschen
wir Euch allen ein gutes und glückliches neues Jahr, viele Grüsse.
Dein Bruder Thomas Alber».*
Gesundheit, Wetter und Lebensmittelpreise nahmen in den Briefen
von Thomas stets viel Raum ein, was die zentrale Rolle dieser Bereiche
verdeutlicht. Sie bestimmten massgeblich die bäuerliche Lebenswelt.
Jakob Alber (1842-1900)
Der zweitälteste Sohn von Sebastian, Jakob Alber, ging nach Frank-
reich zu seinem Onkel Franz Josef. Er war Pate von Aline und deren
Schwester Marthe. Durch die Unterstützung seines Onkels konnte er
studieren.?* Er wurde Versicherungsagent. Während des Deutsch-
Französischen Krieges 1870/71 konnte er als gebürtiger Liechtenstei-
ner in Frankreich bleiben. In einem Brief an seine Eltern in Mauren
schilderte er eindrücklich seine Situation in stürmischer Zeit: «Liebste
Eltern - Ich will Euch zu wissen machen, dass ich seit dem ersten Sep-
tember in Paris wohne, weil ich in Luri wegen dem Kriege nichts mehr
machen konnte, als Geld ausgeben; denn seit ungefähr zwei Monaten
habe ich mehr als 600 Franken verloren, weil ich keine Geschäfte
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