Volltext: Nach Amerika!

Die umfangreiche Transportliste zeigt deutlich, dass das Paar nicht 
an eine Rückkehr dachte. Dass sie so viele Bücher mitführten, hing mit 
ihrer Ausbildung zusammen. Aline hatte in Frankreich studiert und 
war für zwei Jahre Lehrerin an einer Grundschule in den Vogesen 
gewesen. Martin hatte in Feldkirch die Schule besucht und die Lauf- 
bahn eines Kaufmanns eingeschlagen. Beide erhofften sich durch ihre 
Auswanderung wirtschaftlich bessere Chancen. 
Ihr gemeinsames Ziel war Amerika. Dort befanden sich ihre bereits 
1848 ausgewanderten Verwandten, die sich zu erfolgreichen Unter- 
nehmern emporgearbeitet hatten. 
Als Aline und Martin Alber am 25. Dezember 1884 in New York 
ankamen und einen Tag später von Bord gingen, besichtigten sie 
zuerst die Stadt New York, die Brooklyn-Bridge und das Eden-Museum 
mit seinen lebensgrossen Wachsfiguren. «Und wirklich, wenn man die- 
se Figuren sieht, glaubt man dass sie tatsächlich lebend sind. Beim 
Eingang sieht man ein Bauernpaar in Sonntagskleidern, die ein 
bestimmtes Gemälde anschauen, hinter ihnen ein Taschendieb, der 
das Seidentaschentuch des Bauern stiehlt - so natürlich, dass man es 
für wirklich halten könnte.» 
Auf ihrer Fahrt zu ihrem Bestimmungsort Wabash (Indiana), wo ihr 
Onkel Philipp Alber eine grosse Brauerei betrieb, besuchten sie die 
Niagarafälle. Sie liessen sich Zeit, in ihre neue Heimat zu kommen. 
Kulturbeflissen besuchten sie die Sehenswürdigkeiten auf dem Weg 
dorthin. Nach einer Fahrt von 36 Stunden trafen sie am 1. Januar 
1885 in Wabash ein. 
«Paul Batliner hatte jemanden vom Bahnhof beauftragt, ihn zu ho- 
len, wenn wir ankämen, was auch tatsächlich geschah. Er kam selbst, 
um uns abzuholen und er führte uns zu sich, wo wir frühstückten. Um 
8.00 Uhr holte uns Onkel Philipp in seiner geschlossenen Kutsche ab 
und er nahm uns zu sich. Am Nachmittag kamen Tante Lena Rettig 
und ihre Kinder und die andern Cousins und Cousinen, uns zu besu: 
chen. Das ist die Höflichkeit hier, dass die früher Eingewanderten den 
Neuankömmlingen die ersten Besuche machen.» 
Der vorausgewanderte Familienverband 
Es war ein etablierter Familienclan, der Aline und Martin Alber in 
Wabash willkommen hiess. Die Wurzeln dieses Clans lagen in Liech- 
tenstein, genauer in Mauren. Die Stammeltern waren Johann Jakob 
Alber (1780-1862) und dessen Frau Maria Anna Mündle (1784-1827) 
Das Paar hatte zehn Kinder, von denen drei im Kindesalter verstarben. 
Der älteste Sohn namens Sebastian blieb in Mauren und übernahm 
den Hof. Seine sechs Geschwister wanderten aus. Franz Josef Alber, 
der Vater von Aline, ging nach Frankreich. Die fünf weiteren Geschwi- 
Biographische Beiträge
	        

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